1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Xxi —
lichen Landschaften seines Reiches. Hier aber nahm ihn sein eigener Statthalter
Bessus gefangen und schleppte ihn in Ketten mit sich fort. Nachdem Alexander
Babylon eingenommen hatte, setzte er dem Könige nach. Schon war. er dem
Flüchtigen ganz nahe. Da ließ Bessus den König erstechen. Als ihn die ersten
Reiter Alexanders in seinem Blute liegend fanden, so erzählt man, bat Darins
sie noch um einen Trunk Wasser, reichte einem die Hand und sagte: „Diese Hand
gebe ich dem Alexander." Dann starb er. Als Alexander ihn fand, breitete er
seinen Mantel über den Leichnam und ließ ihn später in Persepolis mit
großer Pracht beisetzen. Bessus aber ward von Alexander gefangen genommen
und hingerichtet. Nun war Alexander Herr von ganz Persien.
7. Rlilus. Nach der Einnahme Persiens lebte Alexander ganz nach persi-
scher Weise. Er kleidete sich wie ein Perser und verlangte sogar, daß seine
Untertanen nach persischer Sitte vor ihm niederknien sollten. Auch hörte er gern
Schmeichelworte. Das verstimmte die Makedonier und erbitterte sie zuletzt. Einst
rühmten Schmeichler beim Mahle seine Heldentaten, gegen die alle Taten der
früheren Helden nichts seien. Da wagte Klitus, ein Freund Alexanders, frei-
mütig zu behaupten, daß Alexander von seinem Vater übertroffen würde. Zorn-
sunkelnd und vom Weine erhitzt, ergriff Alexander eine Lanze und durchbohrte
Klitus, obgleich dieser ihm einst am Granikus das Leben gerettet hatte. Kaum aber
war die grauenvolle Tat geschehen, so kam Alexander wieder zur Besinnung. Er weinte
laut und rief einmal über das andere den Namen seines ermordeten Freundes. Dann
schloß er sich drei Tage lang ein, aß nicht und trank nicht. Erst am vierten Tage
ließ er sich wieder beim Heere sehen, um einen neuen Kriegszug zu unternehmen.
8. Zug nach Jtidien. Alexander war mit seinen bisherigen Eroberungen
nicht zufrieden. Sein stolzer Sinn war auf das Wunderland Indien gerichtet.
Als er den Indus überschritten hatte, stellte sich ihm der König Porus mit 326
einem großen Heere und 300 Elefanten entgegen, die große, mit Kriegern besetzte D'
Türme auf ihrem Rücken trugen. Vor diesen Ungeheuern scheuten seine Pferde.
Aber Alexander siegte dennoch. Porns, der in goldener Rüstung auf dem größten
Elefanten saß, wurde gefangen genommen. Alexander fragte ihn: „Wie willst du
behandelt sein?" „Königlich," war die Antwort. Alexander ließ ihn sogleich
frei und gab ihm sein Besitztum als Lehen zurück. Dafür war Porus von jetzt
an sein beständiger Freund.
9. kückkekr. Je weiter Alexander in Indien vordrang, desto größer wurde
die Gefahr. Immer wildere Völker stellten sich ihm entgegen und brachten täglich
viele feiner Krieger um. Da weigerten sich diese endlich, ihm zu folgen, und
zwangen ihn zur Umkehr. Der größte Teil des Heeres schiffte sich ein. Er
selbst aber führte den übrigen Teil auf geradem Wege durch eine Wüste der
Heimat zu. Furchtbar waren die Qualen seiner Truppen. Menschen und
Tiere verschmachteten vor Hunger und Durst. Alexander aber schritt mit
ungebeugtem Mute seinem murrenden Heere voran. Einmal brachte ihm, wie
man erzählt, ein Soldat etwas Wasser in seinem Helm. Alexander aber goß es
auf die Erde und sagte: „Ich will nicht trinken, wenn ihr alle dürsten müßt."
Da riefen die Krieger: „Wir sind nicht durstig und nicht müde; wir sind un-
sterblich, wenn ein solcher König uns führt." 60 Tage dauerte der entsetzliche
Marsch in der Wüste. Endlich kam Alexander mit seinem Heere in Babylon an.