1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
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b. Heinrich verweigert dem Kaiser die Heeresfolge. Zum fünften-
mal zog der Kaiser nach Italien. Mailand war wieder ausgebaut und mächtiger
denn zuvor. Der Papst Alexander Iii. stellte sich auf die Seite der Staate, die
sich zum lombardischen Stüdtebund vereinigt hatten. Die neuerbaute, starke
Bundesfestung wurde dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren Alessan-
dria genannt. Sieben Monate belagerte der Kaiser vergeblich die Stadt. Sein
Heer wurde von Krankheiten dahingerafft. Da kam die Kunde, daß ein großes
lombardisches Heer gegen ihn im Anzüge sei. In seiner Not suchte der Kaiser
Hilfe bei Heinrich dem Löwen, der jetzt eine fast königliche Stellung in seinen
Landen hatte. Diesem aber war es wichtiger, den Norden für Deutschland zu
gewinnen. In Chiavenna, wo die beiden zusammentrafen, verweigerte er dem
Kaiser die Heeresfolge. Friedrich mußte dem Feinde allein entgegentreten.
Bei Legnano stießen die Heere aufeinander. Das lombardische Fußvolk stand
Schild an Schild mit vorgestreckten Lanzen wie eine Mauer, an der alle Reiter-
angriffe abprallten. Da stürzte der Kaiser mit dem tödlich getroffenen Rosse.
Als sich die Kunde verbreitete, er sei tot, flohen die Deutschen nach allen Seiten
davon. Nach dieser Niederlage gab der Kaiser nach. Er gestattete den Städten,
ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten. Dagegen mußten sie des Kaisers Ober-
hoheit anerkennen.
o. Ächtung des Löwen. Voll Zorn über die Weigerung des Löwen kehrte
der Kaiser nach Deutschland zurück. Heinrich hatte sich auch durch manche Über-
griffe den Haß der sächsischen Großen zugezogen und durch seine königliche Macht
die Eifersucht der Reichsfürsten erregt. Die klagten ihn jetzt des Landfriedens-
bruches an. Der Kaiser lud ihn wiederholt vor ein Fürstengericht, aber der
stolze Löwe erschien nicht. Da wurde er zu Würzburg wegen Friedensbruches
und Ungehorsams gegen den Lehnsherrn in die Acht erklärt. Er verlor alle
seine Länder und Würden. Das mächtige Sachsen wurde zerstückelt und kam an
verschiedene Herren; Bayern wurde größtenteils dem Pfalzgrafen von Wittelsbach
zugesprochen, dessen Nachkommen noch heute dort ans dem Throne sitzen.
6. Versöhnung. Den Löwen verließ indessen sein Mut nicht; mannhaft
kämpfte er gegen alle seine Feinde. Doch seine Tapferkeit war umsonst. Um
aber wenigstens seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg zu retten, ging
er zuletzt nach Erfurt zum Kaiser und bat diesen kniend um Lösung aus der Acht.
Als der Kaiser ihn so tief gebeugt sah, gedachte er in Tränen der alten Freund-
schaft und sprach zu ihm: „O Heinrich, wer anders hat dich denn gestürzt als
du selbst!" Er löste die Acht, aber erhöhen konnte er ihn ohne Zustimmung der
Fürsten nicht. Diese beschlossen: Braunschweig und Lüneburg sollen dem Löwen
bleiben, doch muß er so lange von der deutschen Erde fort, bis der Kaiser ihm
erlaubt zurückzukehren. Da zog denn der gedemütigte Fürst mit Weib und
Kindern, arm linb verbannt, nach England zu seinem Schwiegervater, dem König
Heinrich Ii. Der Kaiser gestattete ihm jedoch schon nach drei Jahren zurückzukehren.
5. vas keickskest zu Mainz. Friedrich hatte seine Macht wieder hergestellt
und wollte der Welt die Herrlichkeit seines Reiches durch ein glänzendes Fest
zeigen, das er zu Pfingsten des Jahres 1184 zu Mainz veranstaltete. Fürsten,
Bischöfe, Gesandte, allein 70000 Ritter und Krieger ritten in die hölzerne und
linnene Feststadt ein, die zwischen Mainz und dem Taunus entstanden war. Ain