1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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I
umgangen werden konnte, genau vorgeschrieben. Wer bei sandigen oder sumpfigen
Stellen zur Seite fuhr oder einen Nichtweg einschlug, hatte hohe Strafe zu
zahlen. Warf der Wagen um oder berührte die Achse den Boden, so gehörte die
abgefallene Ware oder wohl gar der Wagen nebst Ladung dem Herrn des Grund
und Bodens, auf dem das Unglück geschehen war. Führte der Weg über eine
Brücke, so mußte ein Brückengeld gezahlt werden. Wo Räuber und Wege-
lagerer den Weg unsicher machten, da mußte sich der Kaufherr von dem Herrn
des Landes das Geleit kaufen, wofür ihn dieser ungefährdet durch sein Gebiet
führen ließ. Erst nach wochenlanger, mühseliger Fahrt kam der Kaufherr —
nicht selten nur mit einem Bruchteile der gekauften Waren — in der Heimat an.
Trotz all dieser Hindernisse, die dem Handel bereitet wurden, wuchs der Reich-
tum der Kaufherren. In Augsburg hatten zur Neformatiouszeit die Fugger
und Welser die Schuldverschreibungen mancher Fürsten in ihrer Truhe.
Die Juden waren von den Zünften und Kaufmannsgilden ausgeschlossen. Sie
wurden als Geldwechsler und Geldverleiher reich. Den Christen war das Zinsnehmen
von der Kirche als Wucher verboten. Die Juden aber nahmen für größere Darlehen bis
33>/3°/o, für kleinere sogar bis 4r/3 °/o, Wer in ihre Hände fiel, kam oft um Haus und
Habe. Kriegführenden Fürsten schossen sie häufig das nötige Geld vor und bekamen dafür
Schutz und mancherlei Vorrechte. Von Zeit zu Zeit machte sich der Haß gegen die Juden,
denen man törichterweise auch die Schuld an manchem Volksunglück zuschob, in furcht-
baren Verfolgungen Luft. So wurden in Basel die Juden nach der Weihnacht 1348 in
ein hölzern Häuslein zusammengeschlossen und jämmerlich im Rauch erstickt. In demselben
Jahre wurden zu Straßburg auf einem hölzernen Gerüst 2000 Juden verbrannt.
5. Die F)ania. Zur Zeit des Faustrechts lauerten die Raubritter nicht
selten den vorüberziehenden Kaufleuten an der Heerstraße auf oder plünderten
ihre Schiffe, die den Rhein und die Elbe befuhren. Auch machten Seeräuber
die Schiffahrt
auf der Nord-
und Ostsee un-
sicher. Da ver-
einigten sich
Lübeck und
Hamburg
(1241) und be-
schlossen, sich ge-
gen diese Räu-
der zu schützen.
Sie schufen sich
ein eigenes
Heer und rü-
steten Kriegs-
schiffe aus, die
die Kanffahrer auf der Elbe u. a. Flüssen sowie auf der Nord- und Ostsee in
Schutz nahmen. Diesen Bund nannte man die Hansa. Bald traten nun auch
noch andere Städte diesem Bündnis bei, wie Braunschweig, Stralsund, Stetlin,
Cöln, Frankfurt a. O., Königsberg, Magdeburg usw., im ganzen über 80 Städte,
und es dauerte nicht lange, so zitterte alles vor der Macht der Hansa. Sie
Burgtor in Lübeck.
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