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1. Realienbuch - S. 64

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 64 Ix. Die Kirchenspaltung und der Dreißigjährige Krieg. u Johann Hus. 1415. 1. Cebre. Johann Hus, ein Tscheche, war Prediger zu Prag und zugleich Lehrer au der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schrifteit des Engländers Wykliff kennen, die von der Lehre der Kirche ab- wichen. Hus behauptete nun, einige Menschen seien zur Seligkeit, andere zur Verdammnis bestimmt, und gegen diese höhere Bestimmung vermöchten sie nichts. Sodann lehrte er, es gebe kein sichtbares Oberhaupt der Kirche. Besonders eiferte er gegen die Lehre von der Ohrenbeichte, vom Fegefeuer und vom Ablaß. Auch forderte er, daß man den Laien beim Abendmahle den Kelch reiche. Der Papst verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbnlle unter dem Galgen verbrannt hatte, den Kirchenbann aus. Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten. Kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, und die Taufen und Trauungen mußten ans dem Kirchhofe vollzogen werden. — Zu der kirchlichen Bewegung kam noch eine nationale. Die deutschen Professoren waren Hus' Gegner. Hus wußte den König von Böhmen zu einer Bedrückung der deutschen Lehrer zu veranlassen. Darauf zogen diese mit ihren Studenten aus und gründeten 1409 die Universität Leipzig. 2. Konzil zu Konstanz. Hus wurde wegen seiner Lehre vor das Konzil zu Konstanz berufen. Der Kaiser gab ihm einen Geleitsbrief, worin er ihm seinen besonderen Schutz zusagte. In Konstanz verlangte man von Hus, er solle widerrufen. Er aber beharrte bei seiner Lehre und wurde deshalb für einen Ketzer erklärt. Die Ketzerei sah man damals zugleich als ein Staatsverbrechen an, ans dem die Todesstrafe stand. Auf einer Insel im Rhein wurde der Scheiterhaufen errichtet. Ais die Flammen emporschlugen, sang Hus: „Christe, du Lamm Gottes, erbarme dich mein!" bis der Ranch die Stimme des Sterbenden erstickte. Seine Asche wurde in den Rhein gestreut. Ein Jahr darauf starb auch sein Freund Hieronymus an derselben Stelle den Feuertod. 3. Hussitenkrieg. 1419—1435. Wilder Zorn ergriff die Böhmen bei der Nachricht von dem Fenertode des Johann Hus. Ritter, Bauern, Hand- werker scharten sich zusammen und forderten den Kelch beim Abendmahle zurück. Zu ihrem Anführer wählten sie den wilden Ziska (d. h. der Einäugige). In ihren Fahnen flatterte das Bild des Kelches, und dem Zuge voran ging ein Priester mit dem Kelche in der Hand. 1419 drangen sie ins Prager Rathaus und stürzten 13 Ratsherren zum Fenster hinaus, weil diese Befehle gegen ihre Versammlungen erlassen hatten. Dann plünderten sie Kirchen und Klöster und verübten furchtbare Grausamkeiten an den Katholiken. Den Kaiser Sigismund wolltet! sie als König von Böhmen nicht anerkennen, weil er wortbrüchig ge- worden sei. Er schickte mehrere Heere gegen sie, aber diese konnten nichts aus- richten. Mit Sensen, Keulen, Dreschflegeln und Lanzen bewaffnet, durchzogen die Hnssiten Böhmen, Bayern und Franken und verwüsteten alles Land rings- umher. Später kam ein Vertrag zustande, wonach die Hnssiten Sigismund als König anerkannten, während ihnen der Kelch beim Abendmahl zugestanden wurde.
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