1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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3. Die Reickslage zu Speyer und Augsburg. Als eifriger Anhänger
der katholischen Kirche erklärte Karl V. den denlschen Fürsten ans dem Reichs-
tage zu Worms, daß er entschlossen sei, alle seine Reiche, Freunde, Leib und
Leben dahin zu verwenden, daß der deutschen Nation die katholische Religion
erhalten werde. Wegen seiner Kriege mit Frankreich konnte sich der Kaiser jedoch
nicht viel um den Fortgang der Reformation kümmern. Als die Reformation
aber immer weiter um sich griff, hielt er 1529 zu Speyer einen Reichstag ab,
auf dem die katholischen Fürsten beschlossen, daß die Evangelischen in Religions-
sachen sich aller Neuerungen enthalten sollten. Die evangelischen Fürsten von
Hessen, Kursachsen, Lüneburg und Anhalt sowie 14 Reichsstädte protestierten
gegen diesen Beschluß, und so erhielten fortan alle, die der Reformation zugetan
waren, den Namen Protestanten. Ans dem im nächsten Jahre (1530) in
Augsburg abgehaltenen Reichstage überreichten die Protestanten das von
Ph. Melanchthon, einem Freunde Luthers, verfaßte Glaubensbekenntnis (Angs-
burgische Konfession). Darin war in 28 Artikeln in milden Worten das-
jenige, worin man mit den Katholiken übereinstimme und worin man abweiche,
klar gelegt worden.
4. Sckmalkaldilcker kund. Nürnberger Religionsfriede. Der
Kaiser ließ eine Widerlegung der Augsburgischen Konfession anfertigen und
forderte die Fürsten auf, bis zum 15. Mürz 1531 zum katholischen Glauben
zurückzukehren. Infolgedessen schlossen die protestantischen Fürsten den Schmal-
kaldischen Bund. Als dann aber zu dieser Zeit die Türken Wien bedrohten,
bewilligte der Kaiser den Protestanten, um ihres Beistandes sicher zu sein,
den Nürnberger Religionssrieden. (1532.) Darin wurde festgesetzt, daß
bis zur nächsten Kirchenversammlung keiner seines Glaubens wegen beeinträchtigt
werden solle.
5. Ronzil zu 'Crient. 1545—1563. Die katholische Kirche verlor durch
Luthers Lehre nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern viele
Mitglieder. Um sie nun neu zu beleben und vor weiterem Abfall zu bewahren,
berief der Papst auf dringenden Wunsch des Kaisers das Konzil zu Trient.
Hier wurden die Hauptlehren der katholischen Kirche noch einmal bestimmt
sestgestellt und in einer kurzen Glaubensformel zusammengefaßt. Diese trägt
den Namen „das Tridentinische Glaubensbekenntnis". Auch wurden hier
mancherlei Mißbräuche abgeschafft, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten,
und mancherlei Gesetze und Vorschriften zur Forderung der katholischen Kirche
gegeben.
6. Sckrnalkaldiscker Rrieg. (Scklackt bei Müblberg 1547.) Auch
die protestantischen Fürsten waren zu dem Konzil in Trient eingeladen. Aber sie
erschienen nicht, weil sie eine „unparteiische" Kirchenversammlung wollten. Auch
den Reichstag zu Regensburg, den der Kaiser 1546 abhielt, besuchten sie
nicht. Da sprach der Kaiser über die Häupter des Schmalkaldischen Bundes,
den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen
Philipp von Hessen, wegen Hochverrats die Acht aus und suchte sie mit den
Waffen zum Gehorsam zu zwingen. Bei Mühlberg a. E. kam es 1547 zur
Schlacht. Das Heer des Kaisers stand ans dem linken, das des Kurfürsten auf
dem rechten Ufer der Elbe. Da kam ein Bauer zu dem Kaiser und zeigte ihm