1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
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1759 5. 1759« Kunersdorf. Wiederum fielen die Russen in die Neumark
ein. Friedrich stellte sich dem vereinten russisch-österreichischen Heere bei Kuners-
dorf entgegen; aber die Schlacht endete mit einer Niederlage für ihn. Ganze
Regimenter wurden vom feindlichen Feuer niedergestreckt; dem Könige selbst
wurden zwei Pferde unter dem Leibe erschossen; auch traf ihn eine Kugel, die jedoch
zum Glück von einer goldenen Dose in der Westentasche aufgehalten wurde.
Friedrich glaubte, es sei aus mit ihm. Auf dem Rücken eines Rittmeisters
schrieb er an den Minister von Finkenstein: „Alles ist verloren. Retten Sie die
königliche Familie nach Magdeburg. Adieu für immer."
1760 6. 1760. a. Liegnitz. Doch bald lächelte ihm wieder das Glück. Bei
Liegnitz umstellten ihn die Feinde von drei Seiten. Friedrich änderte plötzlich
seine Stellung, ließ aber an dem alten Lagerplatze durch Bauern die Wachtfeuer
unterhalten und täuschte dadurch die Feinde über seine Stellung. Nach drei-
stündigem Kampfe waren die Österreicher vollständig geschlagen.
b. Torgau. Einige Monate später folgte ein neuer Sieg bei Torgau.
Anfangs schien es, als sollte der König unterliegen, ganze Reihen seiner Grena-
diere wurden niedergeschmettert. Der König selbst kam in Lebensgefahr, und
eine Kugel drang ihm durch Mantel, Rock und Weste gegen die Brust, ohne ihn
jedoch zu verletzen. In einer nahen Dorfkirche verbrachte er eine schreckliche
Nacht. Als der Tag graute, ritt er voll Unruhe zum Dorf hinaus. Da sprengt
ihm Zielen entgegen und ruft: „Die Schlacht ist gewonnen, der Feind zieht
sich zurück." Zieten hatte nämlich den Feind umgangen und ihn so in die Flucht
geschlagen. Voller Freude umarmte der König den tapferen General. (Ged.:
Der alte Zieten, von Fontane.)
7. Die letzten Rriegsjakre. friede. Im nächsten Jahre bezog Fried-
rich bei Bunzelwitz in Schlesien ein festes Lager. 135000 Feinde umstanden
ihn in weitem Kreise. Fast wollte ihm in dieser bedrängten Lage der Mut ent-
fallen; Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Ver-
bündeten angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," ent-
gegnete Zieten, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht." Zieten
behielt recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger,
Peter Iii., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald darauf bequemte sich
1763 auch Maria Theresia zum Frieden. Er wurde 1763 auf dem Jagdschlösse
Hubertusburg geschlossen; Friedrich behielt ganz Schlesien.
ä. Erste Teilung Polens.
1. Teilung Asiens. Unter allen Feinden Friedrichs hatten sich die Russen
am gefährlichsten erwiesen. Er suchte daher jetzt deren Freundschaft und schloß
ein Bündnis mit der Kaiserin Katharina Ii. Diese war sehr ländergierig und
hatte ihr Auge besonders auf das zerrüttete Polen geworfen.
Ehemals war Polen das mächttgste Reich in Osteuropa. Als es dann aber ein
Wahlreich wurde, schwand das Ansehen des Königs von Polen immer mehr; denn jeder
neue König mußte dem Adel größere Vorrechte einräumen, und so regierte dieser bald
ganz allein das Land. Auf den Reichstagen ging es drüber und drunter. Dazu führte
der Adel ein äußerst üppiges und verschwenderisches Leben, so daß er in tiefe Schulden-
last geriet. Die Bauern aber waren die Leibeigenen ihrer Herren. In elenden Holz-
und Lehmhütten wohnten sie mit ihrem Vieh zusammen. Ihre zerlumpten Kleider starrte«