1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 86
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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wird mit einem Spaten gestochen und an der Lust zum Trocknen ausgelegt. Der
weiche Torf wird erst in einen Brei verwandelt, dann in Formen gefüllt und glatt
gestrichen. — Der Torf bildet sich in Sumpfgegenden, also da, wo der Untergrund
das Wasser nicht durchläßt und sich daher stehendes Wasser ansammelt. In solchem
Sumpfe wachsen Torfmoos, Schachtelhalm u. a. Sumpfpflanzen. Während sie an
der Oberfläche noch lustig grünen, ist ihr unterster Teil oft schon abgestorben und
braun gefärbt. Nach und nach wird die ganze Pflanze braun: sie verkohlt. Der
im Wasser stehende Teil der Pflanze gibt nämlich nach und nach einen Teil seines
Wasser- und Sauerstoffs ab, der Kohlenstoff aber bleibt zurück. Bohrt man mit
einem Stocke ein Loch in den Sumpfboden, so steigen aus der Öffnung Bläschen
auf, die aus einer chemischen Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen.
(Kohlenwasserstoff S. 66, § 18, b.) Da sich dieses Gas häustg im Sumpfe oder
in Kohlengruben bildet, so heißt es auch Sumpf- oder Grubengas. (S. 66, § 18, b.) —
Die bedeutendsten Torfmoore finden sich an den Ufern der Ems, in der Lüneburger
Heide, auf dem Riesengebirge, in der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene usw.
12. Braunkohle, a) Untersuche verschiedene Stücke Braunkohlen mit dem
Messer! An einigen sieht man deutlich, daß sie aus Holz (Bäumen) entstanden
sind. Selbst die Jahresringe lassen sich noch erkennen. Zerreibe ein Stück
Braunkohle! Das Holz ist mürbe geworden. Die Farbe ist braun. Sie
rührt von der Verkohlung her. Wie ist diese vor sich gegangen? (S. Torf, §11!)
b) Die Braunkohlen werden aus der Erde hervorgeholt. Dort liegen sie in
gleichlaufenden Schichten (Flözen, d. h. Ebenen), die mit Ton- und Sandschichten
abwechseln. Aus dieser Art der Ablagerung hat man geschlossen, daß sie aus
überfluteten und verschütteten Wäldern entstanden sind. Das bedeutendste Lager
in Deutschland befindet sich zwischen Halle, Sangerhausen und Zeitz. — Aus den
Abfällen werden, wie aus denen der Steinkohlen,, Preßkohlen (Briketts) hergestellt.
13. Steinkohle. a) Die Steinkohle hat sich in ähnlicher Weise gebildet wie
die Braunkohle, ist aber bedeutend älter. Darum ist sie auch mehr verkohlt. Die
Holzfasern sind bei ihr nicht mehr zu erkennen. Die Steinkohle kommt in der Erde
ebenfalls stets in gleichlaufenden Schichten (Flözen) vor. Unter der Steinkohlen-
schicht findet sich eine Tonschicht, über ihr eine Schieferton- oder Sandsteinschicht.
In diese oberste Schicht ragen häufig dunkle Stümpfe, Überreste von Baumstämmen,
hinein. In der Tonschicht bemerkt man dagegen nicht selten dunkle, verzweigte Streifen
(Baumwurzeln). Man hat daraus folgeuden Schluß gezogen: Der Ton war einst
Sumpfland, worin die Bäume wurzelten, die Kohlenschicht aber bildete einen Wald.
Allmählich sank der Sumpf. Es strömten Gewässer auf ihn ein, und so wurden
die Bäume unter Sand und Schlamm vergraben und verkohlten im Laufe der Zeit.
Auf der Sand- und Schlammmasse aber wuchs eine neue Pslauzeuwelt empor, die
abermals verschüttet wurde. Da sich dies öfter wiederholte, so erklärt es sich, daß
meist zahlreiche Kohlenschichten (30—40, ja, selbst weit über 100) übereinander
lagern. An einzelnen verkohlten Baumstümpfen kann man noch erkennen, was für
Wälder einst die Erde bedeckten. Sie bestanden aus Farnkräutern, Bärlappgewächsen
(Schuppenbaum und Siegelbaum) und Schachtelhalmen, die zu baumhohen Stämmen
heranwuchsen. In der Grafschaft Glatz hat man einen verkohlten Baum von 5 m
Umfang gefunden, und im Botanischen Garten zu Breslau zeigt man sogar einen
solchen, dessen Umfang mehr als das Doppelte davon beträgt.