1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Waeber, Robert, Krausbauer, Theodor, Kerp, Heinrich, Priewe, Hermann, Kerp, Heinrich, Tromnau, Friedrich, Schiel, Adelbert, Werner, Richard, Schmidt, Hermann, Kohlmeyer, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
1
Geschichte.
27
Der Verkehr zu Laude war schwer, denn die Landstraßen befanden sich
in jämmerlichem Zustande. Eine Post gab es nicht; deshalb stellten die
Magistrate oder die kaufmännischen Gilden sogenannte Städteboten an und
erließen für dieselben besondere Botenordnungen. Auch die Klöster unter-
hielten ihren eigenen Botendienst und übersandten ihre Botschaften auf langen
Streifen aus Pergament, die man Botenzettel nannte.
ch Die Hanse. Um den deutschen Handel zu heben, knüpften deutsche
Kaufleute Handelsverbindungen mit dem Auslande an. Das Deutsche Reich
konnte sie aber dem Auslande gegenüber nicht schützen, weil es keine Flotte
besaß. Als die deutschen Städte erkannt hatten, daß lebhafter Handel ihren
Wohlstand mehrte, suchten sie sich selbst zu helfen und schlossen einen Bund.
Sie nannten ihn Hanse, das ist Vereinigung. Wann dieser Bund gegründet
ist, steht nicht fest; er bezeichnet sich jedoch im 14. Jahrhundert selbst als
Hanse. Zur Zeit seiner Blüte gehörten ihm mehr als hundert Städte an.
Der Vorort des ganzen Bundes war Lübeck. Die Hanse suchte den Handel
mit dem Anslande zu heben und zu schützen, im Jnlande die Landstraßen
zu sichern und Räubereien zu bestrafen sowie über Münzen, Gewichte und
andre wichtige Einrichtungen Einheit herbeizuführen. Sie unterhielt eine
starke Flotte und bildete so eine große Macht. Sie bestand siegreiche Kämpfe
mit den Königen von Dänemark und errichtete bedeutende Handelsnieder-
lassungen in England, Dänemark, Norwegen und Rußland. — Am Ende
des 15. Jahrhunderts begann der Verfall des Bundes; denn der Handel
hatte durch die Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien neue
Wege eingeschlagen.
Z. Die Bauern.
Nach und nach hatten sich im deutschen Volke zwei Stände herausgebildet:
der Herren- und der Bauernstand. Zur Zeit des Rittertums gelangte der
Herrenstand zu immer größerem Ansehen. Die Bauern hingegen wurden
mehr und mehr von den Rittern abhängig und sanken vielfach zu Leibeigenen
herab. Die Kreuzzüge brachten für den Bauernstand manche Erleichterung.
Denn wenn der Bauer an dem Kreuzzuge teilnahm, wurde er frei und blieb
es auch nach seiner Rückkehr. Später kamen für die Bauern schlimme
Zeiten. Der Bauernstand versank allmählich fast ganz in Hörigkeit und
Leibeigenschaft. Nur in Westfalen, Friesland, Bayern, Schwaben und in
der Schweiz hatten sich viele freie Bauern erhalten. Den Schweizer Bauern
gelang es sogar, im Kampfe für Freiheit und Recht Ritterheere zu besiegen.
4. Bildnngswesen.
Fahrende Schüler. Als im Mittelalter die Kloster- und Domschulen
in Verfall gerieten und das Ritterwesen entartete, nahmen sich die auf-
blühenden Städte der Jugendbildung an und errichteten von der Mitte des
13. Jahrhunderts ab Stadtschulen. Wenn es jedoch den Lehrern an einer
Schule nicht gefiel, so zogen sie weiter, von Ort zu Ort, und suchten sich
auf ihrer Wanderung als „fahrende Leute" ihren Unterhalt zu erwerben.
Der Wandertrieb ergriff aber auch die Schüler: sie zogen entweder mit einem
beliebten Lehrer mit oder suchten Schulen ans, die in gutem Ruf standen.