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1. Nr. 11 - S. 41

1904 - Breslau : Hirt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg. 41 Land voll Ketzer!" Da der schwache Kaiser Rudolf die Klagen der Pro- testanten nicht erhörte, so schlossen viele evangelische Fürsten und Städte ein Schutzbündnis, die Union, 1608. Die katholischen Städte traten bald darauf zur Liga zusammen. — In Böhmen kam es zum lang befürchteten ernstlichen Bruche. Die meist evangelischen Stünde Böhmens (der Adel und die Bürger der königlichen Städte) hatten vom Kaiser in dem Majestätsbriefe das Recht freier Neligionsübung erhalten. Als nun hohe katholische Geistliche in ihren Gebieten gegen Kirchenbauten einschritten, da beschwerten sich die Böhmen bei dem Kaiser. Dieser antwortete ungnädig. Hieran sollten nach ihrer Meinung die beiden kaiserlichen Räte, Martinitz und Slavata, schuld sein. Ein erregter Haufe zog auf das Prager Schloß und warf dieselben nach heftigem Wortwechsel zum Fenster hinaus. Diese Tat führte zum Aufstande und zum Abfalle vom Kaiser. 2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Nieder- sachsen (1618—1629). Die Böhmen erklärten Ferdinand Ii. von Steier- mark, der König von Böhmen und deutscher Kaiser geworden war, für ab- gesetzt und wählten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union, zum Könige. Als der Kaiser sich mit Maximilian von Bayern, dem Führer der Liga, verband, wandte sich ihm das Glück zu. Friedrich feierte indes frohe Feste in Prag und versäumte es, sich zum Kampfe zu rüsten. 1620 rückte das Heer der Liga unter Tilly vor Prag und schlug hier am Weißen Berge das Heer Friedrichs. Dieser, spottweise Winterkönig ge- nannt, floh, völlig verzagend, nach Holland. Er wurde geächtet und seiner Kurwürde verlustig erklärt, die später Maximilian von Bayern erhielt. Ferdinand zerschnitt selbst den Majestätsbrief, ließ die Führer der Evan- gelischen hinrichten und trieb die Bewohner, die nicht katholisch werden wollten, aus dem Lande; es waren 30 000 Familien. — Die Protestanten in Süddeutschland unterwarf der Kaiser sehr bald. In Niederdeutschland widerstanden die Protestanten länger. An ihrer Spitze stand der Dänenkönig Christian Iv. Ein anderes Heer befehligte Ernst von Mansfeld. Da der Kaiser nun nicht mehr allein von der Liga abhängen wollte, beauftragte er einen böhmischen Edelmann, Albrecht von Wallenstein, mit der Bildung eines Heeres. Dieser brachte bald ein Heer von 50000 Mann zusammen. Wallenstein stammte aus einer protestantischen Familie, war durch Jesuiten katholisch gemacht worden, hatte sich in des Kaisers Diensten in vielen Kriegen ausgezeichnet und er- langte durch kaiserliche Schenkung und durch Kauf ein großes Besitztum im nördlichen Böhmen. Der Kaiser ernannte ihn zum Herzoge von Fried- land i. B. Kaum ertönte des Walleusteiners Werbetrommel, so strömte ihm Kriegsvolk zu aus vielen Nationen und allen Konfessionen; denn Wallenstein ließ den Soldaten große Freiheit und gestattete ihnen die härtesten Bedrückungen des Bürgers und der Bauern; nur im Dienst war er streng. Dabei genoß er bei seinen Soldaten fast abgöttische Verehrung als Feldherr, auch hielten sie ihn für kugelfest und mit bösen Geistern im Bunde. Aus den Sternen meinte Wallenstein, wie viele Leute damals,
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