1903 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
Inzwischen waren England, Rußland, Österreich und die Türkei zu
einer zweiten Koalition gegen Frankreich zusammengetreten und hatten
die Franzosen säst überall besiegt. Da kehrte Napoleon, nachdem seine
Flotte bei Abukir von den Engländern unter Nelson geschlagen worden
war, plötzlich nach Paris zurück, stürzte die bestehende Regierung und ließ
sich zum Konsul wählen. Darauf überstieg er mit seinem Heere den Großen
Bernhard und schlug die Österreicher bei Marengo (Piemont) (1800), so
daß sie in den Frieden willigten, in welchem der Friede von 1797 bestätigt
wurde. Napoleon setzte sich 1804 die Kaiserkrone auf und nannte sich
Kaiser der Franzosen.
3. Die Auslösung des Deutschen Reiches war Napoleons nächstes
Ziel. In rücksichtsloser Weise verletzte er den Frieden und trieb darum
England, Österreich und Rußland zu einer neuen Koalition. Da sich
die süddeutschen Fürsten auf Napoleons Seite stellten, so konnte er leicht
bis an die obere Donau vordringen und nahm bei Ulm 23000 Österreicher
unter General Mack gefangen. Am Jahrestage seiner Kaiserkrönuug, am
2. Dezember 1805, schlug er das russisch-österreichische Heer in der .,Drei-
kaiserschlacht" bei Austerlitz in Mähren, eroberte Wien und zwang Öster-
reich zum Frieden von Preßburg; Österreich verlor Tirol (das Bayern
erhielt), Venedig und seine Besitzungen in Schwaben. — 1806 legte Kaiser
Franz die deutsche Krone nieder und nannte sich Kaiser von Öster-
reich. Napoleon verband sich mit 16 deutschen Fürsten, die unter seinem
Schutze den Rheinbund schlossen, und damit endete das Deutsche Reich
nach tausendjährigem Bestände.
4. Preußens Demütigung. Friedrich Wilhelm Iii. hatte trotz Ruß-
lands Drängen auch diesmal Frieden gehalten. Aber auch Preußen wollte
der stolze Korse in den Staub treten; darum ließ er seine Heere durch
preußische Länder marschieren und bot den Engländern Hannover an, das
er vorher an Preußen gegeben hatte. Auf solche Weise beleidigte er Fried-
rich Wilhelm Iii. in schmachvoller Weise, so daß dieser sich endlich zur
Kriegserklärung gezwungen sah, zur großen Freude der besten Männer
seiner Umgebung. Auch das preußische Heer beseelte stolze Siegeszuversicht,
die teilweise sogar, zu des Königs Schmerz, in ruhmredige Prahlerei aus-
artete. Die Zeit aber war ungünstig für Preußen, denn Österreich lag
danieder, Rußland und England waren durch Preußens langes Zaudern
gereizt, und nur Sachsen schloß sich an Preußen an. Das preußische
Heer nahm seine Aufstellung am Thüringer Walde. Ein Teil stand unter
dem Befehle des Herzogs Ferdinand von Braunschweig bei Auer-
städt und ein anderer unter dem Prinzen von Hohenlohe bei Jena.
Napoleon rückte mit großer Geschwindigkeit heran und schlug am 10. Ok-
tober 1806 die preußische Vorhut, die der kühne Prinz Louis Ferdinand
befehligte, der hierbei den Tod fürs Vaterland starb. Am 14. Oktober
trafen die Franzosen auf das preußische Hauptheer bei Auerstädt. Der
Herzog von Braunschweig wurde gleich am Anfange der Schlacht tödlich
verwundet, und so fehlte die einheitliche Führung. Die Preußen kämpften