1895 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Randgebirgen umgeben ist. Daher entladen sich die Regenwolken meist schon am
äußern Rande der Gebirge (warum? S. 87). Infolge der Dürre enthält das Innere
große Sandwüsten. Die kleineren Flüsse, welche dem inneren Rande entquellen,
schleichen den Thälern der Mitte zu, wo sie langsam verdunsten. Dadurch entstehen
große Schilfsümpfe oder stellenweise (durch Auslaugung des salzhaltigen Bodens)
Salzsümpfe. Nur die niedrigen Küsten sowie die sie umgrenzenden Bergabhänge sind
gut bewässert und daher ungemein fruchtbar. Hier gedeihen Wein, Südfrüchte und
Baumwolle aufs schönste, und in den Wäldern findet man immergrüne Eichen sowie
Johannisbrot- und Maulbeerbäume. In den Randgebirgen des Westens wird viel
Meerschaum, an der Westküste viel Badeschwamm gefunden. Hauptorte sind
Smyrna (150 T., wichtigste Handelsstadt der ganzen asiatischen Türkei) und Sku-
tari (asiatische Vorstadt von Konstantinopel).
t>. Syrien mit Palästina. Ganz Syrien ist eine Hochebene, die vielfach von Ge-
birgen (Libanon, Antilibanon) durchzogen ist und besonders im Osten sandige
Wüsten aufzuweisen hat. Die Hauptstadt Syriens ist Damaskus (150 T.), in einer-
reich bewässerten und daher sehr fruchtbaren Ebene. Der wichtigste Handelshafen ist
jetzt Beirut. Der schmale, sandrciche Küstenstrich zwischen dem mittelländischen
Meere und dem Libanon war das alte Phönizien. Die ehemals so berühmten Haupt-
städte dieses Landstriches, Tyrus und Sidon, sind jetzt zu ärmlichen Flecken herab-
gesunken. Den südlichen Teil Syriens bildet Palästina.
1. Palästina, das Land Kanaan, war ehemals ein Land, „darinnen Milch und
Honig floß", weshalb es auch möglich war, daß in dem kleinen Lande fünf Millionen
Menschen leben konnten. Jetzt aber ist die Pracht des Landes verschwunden. Durch
Kriege, Erdbeben — ganz besonders aber durch die Raubgier der türkischen Paschas
— ist das Land in Elend versunken, und nur räuberische Beduinen durchziehen das-
selbe mit ihren Pferden, Kamelen und Ziegen. Die Berge sind entwaldet und daher
auch die Bäche versiegt. Auf den weiten Auen wachsen Dornen und Disteln, und
unter den Schutt- und Trümmerhaufen der zerfallenen Dörfer hausen Schakale,
Wölfe und Panther. Der Hauptfluß Palästinas ist der Jordan. Er durchfließt den
fischreichen, ringsum von Bergen eingeschlossenen See Genezareth und mündet
in das tote Meer.
2. Das tote Meer liegt in einem furchtbar heißen Gebirgskessel und ist ringsum
von Kreidefelsen mit tiefen, vom Regen durchfurchten Schluchten umgeben. Das
Wasser des Sees enthält etwa 25 % feste Bestandteile (Salze rc.) und hat daher
einen bittern, salzigen Geschmack. Kein Mensch, kein Tier mag davon trinken, und
weder Fisch noch Muschel kann darin leben. Wer sich in dem See badet, wird von
dem Wasser fast in die Höhe gehoben und schwimmt wie ein Stück Holz auf dem-
selben. Einen Abfluß hat der See nicht, er entleert sich nur durch Verdunstung, daher
der starke Salzgehalt des Wassers.
3. Provinzen und Städte Palästinas. Palästina wird durch den Jordan in das
West- und Ostjordanland geschieden. Das Westjordanland zerfiel zur Zeit Jesu in
drei Provinzen:
a. Judäa, von den nackten Höhen des judäischen Gelirges durchzogen, enthält
die Hauptstadt Palästinas, Jerusalem.
Jerusalem, die heilige Stadt, liegt auf mehreren Hügeln am Bache Kidron
und ist von einer 13m hohen Mauer umgeben. Die Häuser haben meist flachedächer,
die von Kuppeln mit dem Halbmonde und von Klöstern mit dem Kreuze überragt
werden. An der Stelle des Tempels erhebt sich jetzt die Omarmoschee, die zu den
größten Heiligtümern der Muhamedauer zählt. Die schmalen, oft überwölbten und
daher dunkeln Gassen sind schlecht gepflastert und die in ihnen befindlichen offenen
Kanäle mit Aas, faulenden Früchten, Mist rc. angefüllt. Der „Schmerzensweg"