1895 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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hoben furchtbare Hitze aus, in der Nacht aber kühlt er sich bei dem wolkenlosen Himmel
(Naturl. £2.294) schnell ab, so daß die Reisenden sich oft ein Lagerfeuer anzünden
müssen. Ein Schrecken der Reisenden ist der Samum, ein glühend heißer Wüsten-
sturm. Gewöhnlich hält er nur 1—2 Stunden, selten 1—2 Tage an. Dann ist
die Lust zum Feuer, der Mittag zur finstern Nacht geworden. Das Blut tritt
Wrenschen und Tieren aus Mund und Nase, Augen und Ohren, und nicht selten
werden ganze Karawanen unter den Sandwolken dieses Orkanes begraben. — In den
tiefsten muldenförmigen Einsenkungen der Wüste tritt das unterirdische Wasser stellen-
weise bis auf 2—3 m nahe an die Oberfläche heran. Hier in den sogenannten Oasen
(— Wohnungen) ist daher der Boden recht fruchtbar und gedeihen Mais, Südfrüchte
und hauptsächlich Datteln. Die Oasen sind auch daher die einzigen bewohnbaren
Stätten der Sahara und die Ruhepunkte der Karawanen, mit denen die Oasenbe-
wohner vielfach Handel treiben.
33. Der Su&ätt.
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der Sudan,
das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland. In einer Ein-
senkung desselben liegt der Tsadsee.
2. Klima, Pflanzen u. Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wanderer, der
monatelang die dürre Sahara durchreiste, die schattigen Wälder des fruchtbaren
Sudanlandes. Zwar ist es auch hier des Mittags oft unerträglich heiß, aber die
halbjährlich niederströmenden Regen erzeugen eine Fruchtbarkeit des Bodens und
einen üppigen Pflanzenwuchs, der uns wahrhaft in Erstaunen setzt. Hier ist die
Heimat des riesenhaften Brotbaumes, dessen Stamm nicht selten einen Umfang von
18—20 m hat. Hier auch finden wir die riesige Ölpalme, deren Blattstiele zum
Häuserbau verwendet werden, und aus deren pflaumenähnlichen Früchten man das
Palmöl, den wichtigsten Handelsartikel Afrikas, gewinnt. (In Europa wird dieses
Öl zur Seifenbereitung benutzt.) In den dichten Wäldern sind Ebenholz-, Weih-
rauch-, Gummi-, Kautschuk-, Butterbäume u. v. a. durch Schlingpflanzen zu einem
undurchdringlichen Dickicht verbunden. Hier hausen auch Elefanten, Nashörner,
Löwen, Gorillas, Giraffen re., und in den Seen und Flüssen tummeln sich Fluß-
pferde und Krokodile.
3. Die Bewohner des Sudans sind die Neger. Sie sind kräftig gebaut, haben
eine schwarzbraune Farbe, krauses, wolliges Haar und dicke, wulstige Lippen. Ihre
Kleidung besieht aus einem Streifen Baumwollenzeug, den sie sich um den Leib
schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen, Federn, Muscheln rc. Sie
treiben Viehzucht und Ackerbau; ihre Nahrung besteht aus Hirse, Mais rc. Einige
Negerstämme verzehren sogar noch Menschen. Der Religion nach sind sie fast alle
Heiden. Sie fürchten eine Menge Geister, die auf der Erde hausen und ihnen Schaden
zufügen wollen. Zum Schutze gegen dieselben sowie gegen Krankheiten, Dürre rc. holt
man sich vom Zauberer einen Fetisch. Das ist eine Figur aus Holz, Thon, Stein rc.
Erweist sich der Fetisch nicht mächtig genug gegen das Übel, so wirft man ihn fort
und holt sich einen andern. — Die Herrscher in den zahlreichen Negerstaaten sind
meistens unumschränkte Herren über Leben und Eigentum ihrer Unterthanen.
4. Ober- oder Nordguinea ist ein flacher Küstensaum, der nach dem Innern zu
durch hohe Randgebirge abgeschlossen ist. Nach den Produkten, welche man von den
einzelnen Küsten holte, unterschied man eine Pfeffer-, eine Zahn-, eine Gold- und eine
Sklavenküste. Letztere war der Schauplatz deö grausamsten Sklavenhandels. Hierher
trieb der Sklavenhändler mit der Peitsche seine „schwarze Ware". Hier lud er sie
zu Schiffe und segelte dann mit ihr nach Amerika, wo er sein „Ebenholz" aus dem