1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
I
Ungarn zu sichern. Er bestimmte, daß Bischofssitze, Klöster, königliche Pfalzen und größere
Unsiedelungen mit Mauern und Gräben versehen würden. Ruf diese Meise entstanden
feste Zufluchtsorte, aus denen sich mit der Zeit Städte entwickelten. So wurden u. a.
Merseburg und Goslar befestigt, sowie die Burgen Quedlinburg und Uordhausen gebaut.
Ruf hochgelegenen Punkten an der Grenze ließ Heinrich starke Marttürme errichten, von
denen aus die Bewohner durch Feuerzeichen vor einer nahenden Gefahr gewarnt werden
konnten. Der Sicherheit wegen sollten Volksversammlungen, Gerichtstage und Märkte
in den festen Grten abgehalten werden. Die Deutschen wollten jedoch nicht in den Burgen,
den „steinernen Gräbern", wohnen. Da Besatzungen aber vorhanden sein mußten,
zwang Heinrich jeden neunten Mann seiner sächsisch-thüringischen Lehnsleute, dorthin zu
ziehen. Damit die Verteidiger und die flüchtigen Landbewohner im Falle einer Belagerung
nicht Mangel litten, mußte der dritte Teil der Feldfrüchte in die Burgen abgeliefert
und dort aufgespeichert werden. — Um den Reiterheeren der Ungarn entgegenzutreten,
genügte der nach alter Sitte meist zu Fuß kämpfende Heerbann nicht. Heinrich zog daher
wohlhabende Freie und die Träger größerer Lehen seines Herzogtums Sachsen mit ihren
Dienstmannen zu regelmäßig wiederkehrenden Ueiterübungen zusammen und lehrte sie,
in geschlossenen Massen Bewegungen auszuführen und zu fechten, verwegene Raub-
gesellen, die in seine Hände gefallen waren, begnadigte er unter der Bedingung, daß
sie an der Saale fortwährend gegen die Ungarn Grenzwacht hielten. Er siedelte sie
in Merseburg an.
5. Gründung der Nordmark und der Mark Meißen, während des Waffen-
stillstandes übte Heinrich seine Rrieger in zahlreichen Rümpfen mit den Slawen, die
fortgesetzt Räubereien verübten. Er brach in ihr Land ein und belagerte ihre Haupt-
stadt Brennabor (das heutige Brandenburg). Sie lag auf einer 3nfel in der Havel
und konnte wegen der Breite des Flusses von Pfeil und Speer nicht erreicht werden.
Heinrich eroberte die Stadt, als harter Frost das Wasser mit einer festen Eisdecke über-
zogen hatte. Durch die Uordmark (am linken Elbufer und an der haveh sicherte er
dann die Grenze. — Die Böhmen machte er sich tributpflichtig und gründete zum
Schutze gegen sie die Mark Meißen. — 3m Norden entstand später noch die Mark
Schleswig als Schutzwehr gegen die Dänen.
6. Die Ungarnschlacht im Jahre 933. Nach Rblauf des Waffenstillstandes
verlangten die Ungarn die weitere Zahlung des Tributs. Rls Heinrich im vertrauen
auf seine Macht ihre Forderungen nicht erfüllte, brachen sie in großen Scharen über die
Grenze. Heinrich lockte sie in das ziemlich enge Tal der Unstrut, wo eine Umgehung
seines Heeres wegen der nahe aneinander tretenden Bergzüge für die ungarischen Reiter-
scharen nicht möglich war. Dort trat er ihnen entgegen und schlug sie in die Flucht,
viele deutsche Gefangene erlangten durch Heinrichs Sieg ihre Freiheit wieder, und reiche
Beute wurde zurückgewonnen. Der Erfolg war freilich nur vorübergehend; denn wenige
Jahre später fielen die Ungarn schon wieder in Thüringen ein.
7. Heinrichs Lebensende. Durch fein vorsichtiges Uuftreten gegen die herzöge
hatte Heinrich I. verhütet, daß sich die deutschen Stämme voneinander
trennten und das Reich sich auflöste. Seine zahlreichen Rümpfe aber mußte
er, lediglich auf seine Stammlande Sachsen und Thüringen gestützt, ohne die Hilfe der
herzöge ausfechten. Ruf einem Reichstage zu Erfurt empfahl er noch den deutschen
Fürsten, seinen Sohn Gtto zu seinem Nachfolger zu wählen. Rurze Zeit danach starb er.
Er ist zu (Quedlinburg begraben, wo seine Gemahlin ein Rloster gestiftet hatte.