1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
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Lech und stürzte sich auf die Nachhut. Diese geriet in Unordnung und begann zu
fliehen. Uber herzog Nonrad eilte mit den Franken schnell zur Hilfe herbei. Dann
führte Kaiser Otto die Sachsen zum Beistände der hart bedrängten Bayern vor, er
selbst voran, „glorreich, wie es einem Könige geziemt, der über streitbare Männer
gebietet". Zum Schutze gegen den pfeilhagel hielten die sächsischen Harnischreiter ihre
Schilde dicht aneinander und drängten eng geschlossen die Feinde an den Lech. Da
löste sich das Ungarnheer in wilder Flucht auf. viele stürzten in die Fluten und
wurden noch im Flusse von dem deutschen Schwerte ereilt. Durch Ottos Eilboten benach-
richtigt, bewachten die Landleute, die über die Greueltaten der Ungarn ergrimmt waren, die
Furten der Flüsse und bereiteten den Flüchtlingen ein schreckliches Ende. Uur wenige Ungarn
sahen ihr Vaterland wieder; ihre gefangenen Heerführer ließ Otto an den Galgen hängen.
Uuf deutscher Seite war neben vielen tapferen Kriegern der Herzog Konrad gefallen. Uls
er, erhitzt vom Kampfe an dem heißen Uugusttage, seinen Helm lüftete, durchbohrte ein
Pfeil seinen hals. So sühnte er seine alte Schuld durch einen ruhmvollen Eod. — Seit
dieser Zeit blieb Deutschland von den Einfällen der heidnischen Ungarnhorden verschont.
8. Var heilige römische Reich deutscher Nation. In Italien waren von
neuem Unordnungen ausgebrochen, und Berengar suchte sich von der deutschen Lehns-
herrschaft freizumachen. Da überschritt Otto zum zweiten Male die Ulpen, zwang den
Empörer zur Unterwerfung und schickte ihn nach Bamberg in die Verbannung. Dort ist
er bis an sein Lebensende geblieben. In Uom wurde Gtto vom Papste zum römischen
Kaiser gekrönt. Man nannte sein Reich nun das „heilige römische Reich deutscher Ration".
„heilig" hieß es, weil es nur christliche Völker umfaßte, „römisch", weil man
es als das wiederausgerichtete weströmische Reich ansah, „deutscher Nation", weil die
Deutschen in ihm die Herrschaft führten.
9. Die letzten Lebensjahre Ottos I. Otto wünschte die Kaiserkrone in
seiner Familie erblich zu machen. Er ließ deshalb seinen Sohn Otto Ii. von den deutschen
Fürsten in kvorms zum Könige wählen und später in Rom zum Kaiser krönen. Dann
warb er für ihn bei dem Kaiser des oströmischen Reiches in Konstantinopel um die
Hand einer Prinzessin. Er wollte so auch äußerlich zeigen, daß das heilige römische Reich
deutscher Ration dem oströmischen an Macht und Unsehen ebenbürtig sei. Eine Richte
des oströmischen Kaisers wurde dem deutschen Königssohne als Gemahlin zugesagt, und
in Rom wurde die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert. — Rach 37jähriger Regierung
starb Kaiser (Dtto; er liegt im Dome zu Magdeburg begraben. Nach seinem Tode
herrschten noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause über Deutschland.
b) Die fränkischen Kaiser.
I. Konraö Ii. und Heinrich Iii.
1. Düs Hüujtrecht. Später kam das Reich an die herzöge von Franken, die
dem erloschenen sächsischen Kaiserhause verwandt waren. Der erste fränkische Kaiser
war Konrad Ii. -— 3u jener Zeit hatten sich die Großen des Reiches und ihre
kriegerischen Lehnsmannen gewöhnt, Streitigkeiten untereinander mit dem Schwerte
in der Hand auszufechten, anstatt sie von dem Gerichte des Kaisers entscheiden
zu lassen. Ullerorten im Reiche herrschten daher wilde Fehden, unter denen be-
sonders die schutzlosen Bewohner der Dörfer viel zu leiden hatten. U)er die
kräftigste Faust besaß, konnte im vertrauen auf seine Macht ungestraft seine Rach-