1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
I
Heinrich Vi. mit der Erbin des normannischen Reiches in Süditalien. Diese Ehe sollte
die Ursache zum Untergange des hohenftaufischen Uaiserhauses werden.
6. Friedrichs Tod. Der Sultan Saladin hatte die Stadt Jerusalem erobert,
nachdem sie 87 Jahre in den Händen der Ehristen gewesen war (5.40,5). Die Runde davon
erregle im Ubendlande überall Bestürzung, und es wurde beschlossen, zur Befreiung
Jerusalems einen Ureuzzug zu unternehmen. Uaiser Friedrich zog mit nach dem heiligen
Lande, obwohl er fast 70 Jahre alt war. Er konnte Deutschland unbesorgt verlassen;
denn im Reiche herrschte überall Ordnung, und Heinrich Vi. blieb als sein Vertreter
zurück. Der Uaiser war der geeignetste wann, den Ureuzzug anzuführen. Schon als
Jüngling hatte er an einer solchen Heerfahrt teilgenommen, und durch seine Feldzüge in
Italien besaß er reiche Uriegserfahrungen. Die umsichtigsten Vorbereitungen wurden
getroffen. Mt einem auserlesenen Ritterheere zog Friedrich von Regensburg die Donau
abwärts durch das oströmische Reich nach Uleinasien. Wohl mußte das Heer große
Rnstrengungen, sowie Hunger und Durst erdulden (Gedicht: Schwäbische Uunde), doch
gelang es dem Uaiser, seine Urieger ohne erhebliche Verluste bis an die Grenze des
heiligen Landes zu führen. Da wurde aber das Ureuzheer von einem schweren Un-
glück ereilt: Friedrich ertrank in den kalten Fluten eines Gebirgsflufses. Unendliche
Trauer erhob sich im Heere; viele Teilnehmer des Zuges kehrten um, und das so
glücklich begonnene Unternehmen scheiterte, wo der alte Uaiser Friedrich begraben
liegt, ist unbekannt; man vermutet zu Rntiochia.
7. Die späteren stausischen Kaiser. Ruf Friedrich Barbarossa folgte sein Sohn
Heinrich Vi. In den ersten Jahren seiner Regierung hatte er mit den Welfen er-
bitterte Uämpse zu bestehen. Er blieb Zieger und zwang Heinrich den Löwen, abermals
in die Verbannung zu ziehen. Heinrich Vi. vereinigte Süditalien und Sizilien, das Erbe
seiner Gemahlin, mit Deutschland. Unter seiner Herrschaft erreichte des Reiches wacht ihren
Höhepunkt, und kühne Pläne, die auf Eroberung des oströmischen Reiches hinzielten, be-
wegten ihn, als er, erst 32 Jahre alt, starb. Sein Sohn Friedrich Ii. war zu jener Zeit noch
ein Uind. Der Papst übernahm die Erziehung des jungen Hohenstaufen. Die deutschen
Fürsten, die nicht von einem Uinde beherrscht sein wollten, schieden sich in zwei Par-
teien, von denen die eine einen welsischen, die andre einen stausischen Uaiser erkor,
wiederum entbrannte in Deutschland der Uampf zwischen Welsen und Waiblingen. Uls
jedoch der junge Friedrich Ii. herangewachsen war, wurde er von den deutschen Fürsten
aus den Thron erhoben. Er war das Ebenbild seines Großvaters und wollte wie dieser ein
Weltbeherrscher werden. In Palermo, wo er gewöhnlich wohnte, hielt er glänzend hos
und sammelte Gelehrte, Dichter und Uünstler um sich. Rach Deutschland kam er nur
dreimal, um die Ordnung herzustellen, hier hielt er sich am liebsten auf seiner
Uaiserpsalz Tilleda am Upfshäuser aus.
8. Untergang der staufischen Geschlechts. Nach Friedrichs Ii. Tode entstand
große Verwirrung im Reiche. Sein Sohn Uonrad Iv., der ihm aus dem Throne
folgte, hatte erst in Deutschland mit Gegenkaisern zu kämpfen. Dann zog er über die
Rlpen, um Züditalien in Besitz zu nehmen; er starb jedoch schon im folgenden Jahre
(1254). Für Deutschland kam nun die „kaiserlose, die schreckliche Zeit". Rusländische
Fürsten, die das Reich kaum betraten, nahmen den Uaiserthron ein. Die Großen
des Reichs bekriegten sich, der niedere Rdel plünderte und verheerte in fortwährenden
Fehden das Land oder raubte auf den Landstraßen, ohne daß ihm jemand wehrte.
Wan nennt diese Zeit, in der das „Faustrecht" überall uneingeschränkt herrschte