1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
I
und Bildsäulen prächtig ausschmückte. Die Zahl der kirchlichen Feste wurde erhöht
und der Gottesdienst, bei dem die Priester in schön gestickte Gewänder gekleidet
waren, durch Kirchenmusik feierlicher gestaltet, viele reiche Stiftungen flössen daher
auch der Kirche zu und zeugten von dem frommen Sinne, der zu dieser Zeit das
Volk beherrschte.
3. Die Klöster. Der Landbesitz der Klöster war durch Schenkungen im Lause der
Zeit ungeheuer gewachsen. Die Mönche, deren es in manchen Klöstern einige hundert
gab, wußten den Grundbesitz fortgesetzt zu vermehren, indem sie Mald rodeten und
Sümpfe entwässerten. Mühlen und Backhäuser, Keltereien und Brauhäuser, Merk-
stätten für Schmiede, Gerber und Sattler befanden sich hinter den Klostermauern.
Die Mönche trieben Bergbau und gewannen Salz, sie bauten Brücken und Masser-
leitungen, sie führten aus Italien und Frankreich feine Gemüse und edle Obstsorten
ein. Die Klostergebäude wurden unter der Leitung geschickter Mönche aus Steinen
aufgebaut. Die Kirchen errichtete man in Form eines Kreuzes und verzierte die
Fenster mit Säulen und Kundbögen (romanischer Stil). Die Altäre wurden mit
Gemälden und Elfenbeinschnitzereien, die Ehorstühle mit kunstvollen holzbildhauer-
arbeiten, die Decken und Zeitenwände mit Malereien geschmückt. Die Missenschaften
fanden eifrige Pflege. Die Merke der alten römischen Dichter und Geschichtschreiber
vervielfältigte man durch Abschreiben; die Überschriften der einzelnen Abschnitte wurden
mit Farben kunstvoll ausgemalt. Manche Klosterschulen (Fulda, St. Gallen u. a.)
erlangten großen Kuf. Sn den Nonnenklöstern fanden viele unverheiratete Töchter
des Adels eine Heimat.
Ii. Entwicklung der Verufsstände.
l. Die Fürsten.
l. Entstehung der fürstlichen Häuser. Inder Zeit vom vertrage zu Verdun (843)
bis zum Aussterben der Karolinger hatten sich die fünf Stammesherzogtümer Sachsen,
Franken, Schwaben, Bayern und Lothringen gebildet. Unter den sächsischen
Kaisern war die herzogswürde erblich geworden; unter den Hohenstaufen wurden die
alten Herzogtümer an weltliche und geistliche Große verteilt. Ungefähr von dieser Zeit
an rechnete man die herzöge, Land-, Mark- und Burggrafen, die Grafen, Erzbischöfe,
Bischöfe, sowie einzelne Abte zu den Fürsten. Die weltlichen Fürsten waren fast alle aus
dem Grafenstande hervorgegangen. Ihre Lehen, die sie für die Verwaltung des Grafen-
amtes erhalten hatten, waren erblich geworden; durch die Gerichtsbußen, die sie über
Schuldige verhängten, und die ihnen zuflössen, wurden sie reich. Kaiser Friedrich Ii. er-
kannte die weltlichen Fürsten sogar als erbliche „Landesherren" an und überließ ihnen
das königliche Kecht, Münzen zu prägen, Bergbau zu treiben, sowie auf Märkten, an Flüssen
und Megen Zölle zu erheben. So wurden sie innerhalb ihres Gebietes fast unabhängig
vom Kaiser. Dadurch, daß die Fürsten ihr Land häufig unter ihre Söhne teilten, wuchs
die Zahl der fürstlichen Häuser immer mehr; aber der Besitz der einzelnen Familien, von
denen jede ihre besonderen Lehnsleute und Dienstmannen hatte, wurde immer kleiner.
Starb ein Fürstenhaus aus, so behielt der Kaiser das erledigte Lehen für sich, oder er
übergab es einem andern Fürsten. Dies geschah durch Überreichung einer Lanze, an der
eine Fahne befestigt war. Die geistlichen Fürsten wurden durch Überreichung eines
Zepters belehnt.