1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
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2. Die Fürsten und Die ttaisermacht. ^Ursprünglich besaßen die Kaiser viele
Landgüter und Bergwerke. Uber schon unter den Hohenstaufen waren die Uönigs-
güter durch fortgesetzte Belehnungen verschwunden, so daß die kaiserlichen Einnahmen
sehr abgenommen hatten, ver Uaiser vermochte ohne Einwilligung der Fürsten, die meist
ungern Heeresfolge leisteten, keinen Urieg zu führen; nur aus seine eigenen Lehnsleute
konnte er zählen. 5o war es ihm oft unmöglich, das Beich gegen äußere Feinde zu
schützen und den Frieden im Innern zu schirmen. Die mächtigsten Fürsten nahmen
sich das Becht, den Uaiser zu „küren" (wählen) und nannten sich „Kurfürsten". vor
der Wahl ließen sie sich aber erst allerlei Vorrechte versprechen. Km liebsten wählten sie
einen Fürsten, der wenig Land und Macht besaß, damit sie nicht von ihm zum Gehorsam
gezwungen werden konnten. Die Uaiser suchten nun dadurch Macht und Einfluß zu
bekommen, daß sie erledigte Beichslehen für sich und ihre eigene Familie behielten;
sie gründeten sich eine „hausmacht".
2. Der Kdel.
1. Entstehung der Adels. Vasallen und wohlhabende Freie dienten im Uriege
zu Hoffe; denn der Ueiterdienst galt für besonders vornehm. Die sächsischen und
fränkischen Uaiser förderten ihn, weil sie für die Uriege mit den Ungarn und die Züge
nach dem fernen Italien berittene Streiter brauchten. Um die Zahl der Ueiter zu
erhöhen, rüsteten die Uaiser, die großen Vasallen und die Bischöfe für den Uriegsdienst
zu Pferde auch ihre Beamten aus. Diese waren unfreien Itandes und dienten ihren
Herren an den Höfen und aus den Gütern. Kls Lohn wurde ihnen seit der Mitte des
12. Iahrhunderts Land zu Lehen überlassen. Da diese unfreien „Mannen" bald zu
großem Knsehen kamen, wurden auch arme Freie veranlaßt, bei großen Herren Dienste
zu nehmen. Bus den langen Uriegssahrten nach Italien und dem heiligen Lande ver-
schmolzen die freien Grundherren, die freien und die unfreien Mannen wegen ihres
gemeinsamen Beiterdienstes und der Gleichheit der Lebensweise zu einem neuen Itande,
dem Bitterst and e. Allmählich übernahmen die Bitter mit ihren Unechten ganz allein
den Heeresdienst, wenn ein unfreier vienstmann ein Gut von 5 Hufen Größe (ungefähr
60 ha) zu Lehen trug, hatte er einen Bitter und einen Unecht in das Feld zu stellen.
Bus 10 Hufen mußte ein Bitter mit zwei Unechten in den Urieg ziehen, auch wenn
das Land nicht Lehen, sondern freies Eigentum war. Kls die kleinen Lehen erblich wurden,
vererbte sich auch die Bitterwürde, und nur „Bitterbürtigen" durften Lehen gegeben werden.
Die freien Grundherren, die keinem Lehnsherrn zu Diensten verpflichtet waren, genossen
unter den Bittern größere Ehre und nannten sich „Freiherrn". Die Bitter, die ihre Lehen
unmittelbar vom Uaiser empfangen hatten, hießen Beichsritter. Zur Zeit der Ureuzzüge
fingen die Bitter an, ihren Vornamen den Bamen des Ortes beizufügen, wo sie ihre Lehen
hatten. Bus diese weise sind die jetzt noch üblichen adeligen Geschlechtsnamen entstanden.
2. Die Mitlerorden. Im heiligen Lande bildeten sich während der Kreuzzüge drei
Ritterorden, in denen Rittertum und Mönchtum miteinander vereinigt waren: die Iohanniter,
die Templer und die Oeutschritter. wer in sie eintreten wollte, mußte die Ritterwürde
besitzen und das Gelübde der Rrmut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Zweck dieser
geistlichen Drden war die Bekämpfung der Ungläubigen, sowie die Pflege der Urmen und Kranken.
Z. Ritterliche Erziehung. Für den Uampf zu Bosse war beständige Waffen-
übung nötig. Daher erzog man den Unaben schon von Jugend an für den Bitter-
dienst. war er sieben Fahre alt, so brachte ihn der Vater an den Hof seines Lehns-