1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
I
5. Rudolfs wirken für das Reich. Das Raubrittertum suchte Rudolf im Reiche
zu unterdrücken. Besonders in seinen eigenen Ländern und in Thüringen ließ er zahlreiche
Burgen zerstören und viele Raubritter hinrichten. Rls vornehme Fürsprecher ihn einst
baten, nicht „adlig Blut" zu vergießen, sprach er: „Rdlig Blut habe ich nicht vergossen,
sondern Diebe, Räuber und Mörder gerichtet." — Die zahlreichen Rümpfe, die die Fürsten
untereinander ausfochten, verhinderte Rudolf feiten; er bestimmte aber, daß der Rn-
greifer seinen Gegner wenigstens drei Tage vor dem Beginn der Feindseligkeiten be-
nachrichtigen sollte. — Unter Rudolfs Regierung wurde verordnet, daß die Rlagen
bei Gericht schriftlich angebracht werden sollten. Da die Deutschen von alters her ge-
wohnt waren, vor Gericht mündlich zu verhandeln, und da nur wenige Leute schreiben
konnten, so wurde durch diese Bestimmung die Rechtspflege verschlechtert. Um Italien
kümmerte sich der Uaiser nid)t; er verglich es mit der Löwenhöhle, in die viele Zpuren
hinein, aber keine wieder herausführten. Zeit Rudolfs Zeit nannten sich die deutschen
Röntge wohl noch „römische Raiser", aber oberste Zchutz- und Zchirmherren der ganzen
Thristenheit waren sie nicht mehr.
6. Rudolfs Ende. Um die Einnahmen zu erhöhen, hatte Rudolf den Reichs-
städten Zteuern auferlegt. Darüber waren die Bürger unwillig, da sie nicht allein
besondere Rbgaben entrichten wollten. Ruch die Fürsten waren aus den Raiser er-
zürnt, weil er seine kfausmacht vergrößerte. Zie wählten daher seinen herrischen
Zahn Rlbrecht nicht zu seinem Nachfolger, obgleich es Rudolf sehr wünschte. Erbittert
über das Fehlschlagen seiner Hoffnungen, starb Rudolf von kfabsburg 1291 in
Germersheim. Er liegt in Zpeyer begraben.
7. Habsburger und Schweizer. In der Schweiz hatten die Habsburger große
Besitzungen und übten über die dort noch zahlreichen freien Bauern die Grafengewalt (oberstes
Gericht) aus. Obgleich sie milde Herren waren, suchten die Schweizer sich seit der Zeit Rudolfs völlig
unabhängig zu machen. Die Städte Uri, Schwyz und Unterwaiden schlossen einen Bund, aus dem
allmählich die Schweizer Eidgenossenschaft entstand. Es kam zwischen ihnen und den Habsburgern
zu offenen Streitigkeiten, in denen die österreichischen Ritterheere mehrmals vollständig geschlagen
wurden. Die Schweizer Bauern wurden völlig unabhängig und verteidigten auch später ihre
Freiheit erfolgreich gegen mächtige Nachbarn. Diese Rümpfe haben zu der Sage von Wilhelm Teil
Rnlaß gegeben.
Ii l. Kaiser aus verschiedenen Däusern.
l. Ludwig von Bayern und Friedrich derschöne von Österreich 1314—1347
(1314—1330). In den 150 Jahren, die auf den Tod Rudolfs von Habsburg folgten, regierten
Raiser aus verschiedenen Fürstenhäusern. Im Jahre 1514 konnten sich die Rurfürsten über
die Raiserwahl nicht einigen: die einen wählten Ludwig von Bayern, die andern Friedrich
den Schönen von Österreich. Zwischen beiden Fürsten, die miteinander verwandt und von
Jugend auf Freunde waren, brach nun der Rrieg aus. Bei Mühldorf am Inn kam es 1322 zur
entscheidenden Schlacht. Durch die Tapferkeit des Burggrafen Friedrich Iv. von Nürnberg, der mit
einer Ritterschar dem Feinde zur rechten Zeit in die Flanke fiel, siegte Ludwig, und Friedrich
wurde gefangen. Sein Bruder aber setzte für ihn den Rampf fort. Um die Freiheit zu er-
langen, versprach Friedrich, auf die Rrone zu verzichten und seinen Bruder zu überreden, die
Waffen niederzulegen. Er wurde auch aus der Gefangenschaft entlassen. Rls er indessen seinen
Bruder nicht zum Frieden bewegen konnte, kehrte er freiwillig in die Gefangenschaft zurück.
Gerührt hierdurch, teilte Ludwig mit ihm von nun an die Regierung. Friedrich starb aber
schon im Jahre 1330.