1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
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meistens in Wien, der Hauptstadt der Habsburgischen Länder, wohnten, waren einige
den Protestanten freundlich gesinnt. Einer von ihnen versprach durch den sogenannten
„Majestätsbrief" seinen evangelischen Untertanen in Böhmen freie Beligionsübung
und erlaubte den protestantischen Ständen, Birchen zu bauen.
1. Der Ausruhr in Prag. Der Majestätsbrief wurde von Katholiken und
Protestanten verschieden ausgelegt. Uls daher der Bau einer evangelischen Kirche
verhindert und eine andre, fast vollendete niedergerissen wurde, sahen die Protestanten
darin eine Verletzung des gegebenen Versprechens und beschwerten sich deshalb bei
dem Kaiser. Sie erhielten aber eine ungnädige Untwort. Da man glaubte, daran
feien die von dem Kaiser eingesetzten Statthalter schuld, zog eine zahlreiche Menschen-
menge, die von evangelischen Edelleuten angeführt wurde, nach dem Schlosse in Prag
und warf zwei Statthalter und ihren Geheinischreiber zum Fenster hinaus. Sie kamen
zwar ohne ernstliche Verletzung davon, aber diese Gewalttat gab den Unlaß zu einem
furchtbaren Briege.
2. Friedrich von der Pfalz, der Winterkönig. Zu dieser Zeit starb der
Kaiser, und der streng katholische Ferdinand Ii. wurde sein Nachfolger. Die Böhmen
wählten jedoch den Bursürsten Friedrich von der Pfalz, den Führer der Union, zu
ihrem Herrscher. Friedrich hoffte, sein Schwiegervater, der Bönig von England, werde
ihm helfen und zog nach Prag. Uber die erwartete Hilfe blieb aus, während der
Kaiser vom Herzog Maximilian von Bayern und der Liga kräftig unterstützt wurde.
Im Fahre 1620 rückte ein kaiserliches Heer unter dem Grafen Eil ly heran, und es
kam zu der Schlacht am weißen Berge bei Prag. Friedrich wurde völlig ge-
schlagen und ergriff eiligst die Flucht. Da er nur während eines winters geherrscht
Ivallenstein.