1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
Große Kurfürst hatte seinen Nachkommen eingeschärft, beim Nussterben der Habsburger An-
spruch auf die schlesischen Herzogtümer zu erheben. Maria Theresia aber nahm mutig den
Kampf um ihr Erbe und die Kaiserkrone auf.
5. Der Erste Schlesische Krieg. Friedrich bot Maria Theresia an, ihr gegen
ihre Feinde zu helfen und die Wahl ihres Gemahls zum Kaiser zu unterstützen, wenn
sie ihm Schlesien überließe. Sie lehnte jedoch das Ansinnen des Königs ab, das nach ihrer
Meinung unerhört war. Da überschritt dieser schnell entschlossen mit 20 000 Mann die
österreichische Grenze und nahm in kurzer Zeit den größten Teil Schlesiens, wo nur
geringe kaiserliche Besatzungen standen, in Besitz. Im Jahre 1741 kam es zwischen
Österreichern und Preußen zu der Schlacht bei Mollwitz. Gleich zu Knfang warf
die österreichische Keiterei die preußische völlig über den Haufen. Sodann aber zeigte
sich die Überlegenheit des preußischen Fußvolks. Unerschütterlich hielt es den feindlichen
Ueitern stand, ging hierauf unter dem Oberbefehl des Generals Grafen Schwerin wie
eine „lebende Mauer" in schnurgeraden Linien enggeschlossen auf den Feind los und
schlug ihn gänzlich in die Flucht. — 3m folgenden Jahre besiegte Friedrich die Österreicher
nochmals. Da schloß Maria Theresia, die von ihren andern Feinden hart bedrängt war,
mit ihm den Frieden zu Breslau, in dem sie Schlesien mit der Grafschaft Glatz an
Preußen abtrat. (Karte!) — Friedrich richtete in der neuerworbenen Provinz sogleich
preußische Verwaltung ein, hob Truppen aus und baute Festungen. Außerdem ver-
besserte er seine Keiterei und sammelte einen Kriegsschatz; denn er wußte wohl, daß
Maria Theresia versuchen würde, Schlesien zurückzuerobern.
6. Der Zweite Schlesische Urieg. Nach dem Frieden von Breslau hatte sich
Maria Theresias Lage erheblich gebessert. Der Kurfürst von Bayern, der als Karl Vii.
deutscher Kaiser geworden war, wurde von ihr aus seinem Lande vertrieben. Dann
richtete sie ihr Augenmerk auf die Wiedererwerbung Schlesiens, „der perle in der Krone
des Hauses Österreich", und schloß mit dem Kurfürsten von Sachsen zu diesem Zwecke
ein Bündnis. Da zog Friedrich zum zweiten Male das Schwert und rückte in Böhmen
ein. Bei hohenfriedberg (1745) fiel er unvermutet über die vereinigten Österreicher
und Sachsen her und erfocht einen herrlichen Sieg. Die preußische Keiterei tat sich hier
glänzend hervor. Die Bayreuth-Dragoner überritten 18 feindliche Bataillone und
eroberten 66 Fahnen. Koch in demselben Jahre schlug Leopold von Anhalt-Dessau die
sächsischen Truppen bei Kesselsdorf. Bald darauf wurde in Dresden der Friede ge-
schlossen (1745). Friedrich blieb im Besitz von Schlesien, erkannte aber Maria Theresias
Gemahl Franz als Kaiser an. — Durch die beiden ersten Schlesischen Kriege war Preußens
Macht so gestiegen, daß es im deutschen Keiche ebenbürtig neben Österreich trat; zugleich
war es eine Großmacht geworden, deren Stimme im Kate der Völker Europas gehört
werden mußte. Den jungen Preußenkönig aber nannte man „Friedrich den Großen".
7. Zehn Jahre Friedenzzeit. In der nun folgenden Friedenszeit war der König
eifrig für das wohl des Landes tätig. Das Heer vermehrte er auf 140 000 Mann und führte
zur Ausbildung der Truppen alljährliche große Herbstübungen (Manöver) ein. Er sammelte
auch einen Kriegsschatz von 14 Millionen Talern. — Erholung fand Friedrich in der
Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft. Kuf einer Anhöhe bei Potsdam ließ er nach
selbstentworfenen Plänen das Lustschloß Sanssouci (Ohne Sorge) errichten und ver-
sammelte dort einen Kreis gelehrter Männer um sich. Der König schmückte sein Schloß
mit herrlichen Gemälden und mit auserlesenen Werken der Bildhauerei. Eifrig pflegte er
die Musik und spielte selbst bei den abendlichen Konzerten meisterlich die Flöte. In Berlin