1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
96
Geschichte.
I
flössen in die Staatskasse. Friedrich ließ auch „das allgemeine preußische Landrecht",
ein Gesetzbuch, ausarbeiten, das bis l900 in Geltung geblieben ist. vor dem Gesetze
waren alle Preußen gleid); auch der König stellte sich unter das Recht. So schus
Friedrich der Große den preußischen Richterstand und machte Preußen zu einem Rechts-
staate (Erzählung vom Müller zu Sanssouci).
g) Schule. Durch ein Gesetz, das „General-Land-Schulreglement", wurde die
allgemeine Schulpflicht eingeführt und die Schulaufsicht geordnet. Für die Heranbildung
eines tüchtigen Lehrerstandes sorgte Friedrich durch Gründung von Lehrerseminaren.
In einzelnen Fällen stellte er auch alte Soldaten als Lehrer an; sie mußten aber ihre
Befähigung durch eine Prüfung nachweisen.
l O. Erwerbung westpreuhenr. Das Königreich Polen (Hauptstadt Warschau)
war von inneren Streitigkeiten und häufigen Bürgerkriegen zerrissen. Der zahlreiche
übermütige Rdel hielt die gänzlich verkommenen Bauern in Knechtschaft; einen Bürger-
stand gab es nicht. Da der nicht mehr lebensfähige polnische Staat eine Gefahr
für die Nachbarn war, kamen Rußland, (Österreich und Preußen überein, die an ihre
Länder grenzenden Gebiete Polens in Besitz zu nehmen und nur einen Geil als König-
reich weiterbestehen zu lassen. Bei dieser Teilung Polens (1772) fiel Westpreußen
außer Danzig und Thorn, sowie das Gebiet an der Netze Friedrich dem Großen zu, so daß
zwischen Ostpreußen und Brandenburg-Pommern nunmehr die Verbindung hergestellt
war. (Karte!) Da nun das ehemalige Ordensland Preußen (S. 73) fast ganz zu
seinem Staate gehörte, nannte sich Friedrich von dieser Zeit an „König von Preußen".
Das neuerworbene Gebiet befand sich freilich in jammervollem Zustande. Ganze Land-
striche waren unbebaut; Wölfe machten im Winter nicht selten den Verkehr unmöglich.
Die Häuser lagen selbst in den Städten in Schutt und Trümmern, und die Menschen
wohnten nicht selten zusammen mit ihren Haustieren in Kellern und Erdhöhlen.
Ohne Schulen, ohne ordentliches Gericht, ohne Post, ohne Rrzte und Rpotheken lebte
das Volk in fast tierischer Roheit stumpf dahin. Unter der Fürsorge Friedrichs,
der sofort eine geordnete Verwaltung einführte, blühte das Land schnell auf. Der
Netzebruch wurde entwässert; bald verband der Bromberger-Kanal Weichsel und Oder;
Straßen wurden gebaut, Schulen errichtet und deutsche Handwerker in das Land ge-
zogen. In wenigen Jahren wendete Friedrich 7 Millionen Taler zu Verbesserungen
aus. Seine Rrbeit hatte so sichtbare Erfolge, daß benachbarte polnisch gebliebene
Landschaften ihn baten, auch preußisch werden zu dürfen. Deutsches Wesen und
deutsche Bildung, die durch die lange Polenherrschaft fast vernichtet worden waren,
zogen auf diese weise jetzt von neuem in das alte Ordensland ein. — Westpreußen ver-
dankt sein Blühen und Gedeihen einzig und allein der preußischen Verwaltung.
i i. Friedrich der Große und dar deutsche Reich, noch einmal mußte Friedrich
gegen Österreich das Schwert ziehen. Ris die Kurfürsten von Bayern ausstarben, wollte
der Kaiser das Land an sich nehmen. Friedrich erhob dagegen Einspruch und rückte
mit seinen Truppen in Böhmen ein. Ehe es aber zu Feindseligkeiten kam, gab der
Kaiser nach, und Bayern fiel an die verwandten des verstorbenen Kurfürsten. Später
schlossen sich mehrere deutsche Fürsten mit Friedrich zu einem Bunde zusammen, um
unter Preußens Führung Schutz gegen die Erweiterungsgelüste des Kaisers zu finden.
12. Friedrichs Lebensende. Friedrich der Große war ein einsamer Mann ge-
worden. Seine alten Freunde waren gestorben; seine Gemahlin Thristine lebte ent-
fernt von ihm und hat bei seinen Lebzeiten Sanssouci nie betreten. Ruch das geliebte