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1. Realienbuch - S. 98

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
98 Geschichte. I Die französische Revolution. Der französische Staat war durch das üppige hofleben der Herrscher in ungeheure Schulden geraten. 5ldel und Geistlichkeit, in deren Händen sich der weit- aus größte Teil des Landbesitzes befand, waren von den allgemeinen Lasten frei. Huf dem Bürger* und Bauernstande dagegen ruhte ein unerträglicher Steuerdruck. Ludwig Xvi., der damaligekönig, der mit einer Tochter Maria Theresias vermählt war, bemühte sich vergeblich, die unglücklichen Zustände zu bessern. — Im Jahre 1789 brach in Paris unter den unzufriedenen Volksmassen ein Aufruhr aus. Edelleute und Geistliche waren bald ihres Lebens nicht mehr sicher und mußten aus Frankreich flüchten. Buch die königliche Familie wollte sich nach Deutschland in Sicherheit bringen, wurde aber unterwegs erkannt und zur Umkehr gezwungen. Ehrgeizige Männer be- mächtigten sich der Herrschaft und bald entstand in Paris eine blutige Schreckensherrschaft. Der Bönig wurde für abgesetzt und Frankreich zur Republik erklärt. Wer in den verdacht kam, ein Freund des Königs oder des Adels zu sein, wurde mit dem Fallbeile hingerichtet, so daß Tausende ihr Leben verloren. Österreich und Preußen wollten dem unglücklichen Könige zu Hilfe kommen und erklärten an Frankreich den Krieg. Sie konnten aber nicht hindern, daß Ludwig Xvi und seine Gemahlin 1793 auf dem Blutgerüste hin- gerichtet wurden. — Die Einrichtungen des französischen Staats wurden durch die Revolution schnell und gewaltsam umgestaltet. Leibeigenschaft und Frondienste wurden abgeschafft, alle Vorrechte und Steuerfreiheiten aufgehoben. Die Bürger waren vor dem Gesetze gleich und konnten zu allen Ämtern in Staat und Heer gelangen. Sie besaßen volle Religionsfreiheit und das Recht, in Wort und Schrift ihre Meinung offen zu äußern. Die Zünfte wurden aufgehoben, Gewerbe- und Handelsfreiheit eingeführt. Das Volk nahm durch gewählte Ab- geordnete an der Regierung des Landes teil. Da diese „bürgerliche Freiheit" aber plötzlich und gewaltsam eingeführt wurde, entstanden in Frankreich lange und blutige Bürgerkriege. Unzählige unschuldige Menschen verloren dabei ihr Leben oder hab und Gut (Lied von der Glocke: der Aufruhr). Auch mit allen benachbarten Völkern wurden die Franzosen durch die Revolution in schwere Kriege verwickelt. In den andern Staaten Europas führte man die bürgerliche Freiheit allmählich und auf friedlichem Wege ein. — Gegen die deutschen Heere wurde in Frankreich das ganze Volk zu den Waffen gerufen. Junge, verwegene Generale erfochten gegen die wohlgeschulten deutschen Truppen Siege, indem sie eine neue Fechtart anwendeten. Bei dieser gingen dichte Schützenschwärme vor den ge- schlossenen Truppenteilen her und brachten den Gegner durch ihr Gewehrfeuer in Unordnung. — Friedrich Wilhelm Ii. trat bald von dem Bündnisse mit Österreich zurück und schloß in Basel mit Frankreich Frieden. Er willigte dabei sogar in die Abtretung seiner Besitzungen am linken Rheinufer und erhielt dafür das versprechen, daß er für diesen Verlust auf andre Weise ent- schädigt werden sollte. Seit dem Frieden von Basel warf man Preußen, dessen früheres Ansehen bedenklich gesunken war, undeutsches Verhalten vor. 3. Preußen beim Tode Friedrich Wilhelms Ii. als Friedrich Wilhelm n. starb, ging der preußische Staat dem verfalle entgegen. Bet Heer und Beamten, die an strenge Aufsicht durch den Herrscher gewöhnt waren, zeigten sich Unsicherheit und Unzuverlässigkeit. Trotz der stetig drohenden Uriegsgefahr und der angewachsenen Be- völkerung war die Armee nur wenig vermehrt worden. Obgleich die Truppen der französischen Republik durch ihre Siege bewiesen, daß ein von Vaterlandsliebe erfülltes Heer die glänzendsten Heldentaten zu verrichten vermochte, und daß die bisherige Uriegführung (der Angriff in enggeschlossenen Reihen) veraltet war, hielt man in Preußen an dem hergebrachten hartnäckig fest. Die Soldaten bestanden noch zum größten Teile aus landfremden Söldnern, die durch den Stock in Zucht gehalten wurden und nebenher meist ein Handwerk betrieben. Die Offiziere waren stolz auf die Siege Friedrichs des Großen, hielten das preußische Heer für unüberwindlich und sahen hoch- mütig auf die andern Stände herab. An der Spitze der Armee standen greise Generale,
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