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1. Realienbuch - S. 102

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
102 Geschichte. I großen Friedrichs der ganzen Welt Trotz geboten und bisher für unbesiegbar gegolten hatte, war geschlagen. 4. Der Zusammenbruch der preußischen Heerwesens. Die alten Generale wurden von furchtbarem Schrecken befallen und verloren völlig Ruhe und Besinnung. Die starken Festungen Erfurt, Magdeburg, Spandau, Küftrin, Stettin, die den Feind lange Zeit hätten aufhalten können, wurden mit Kriegsvorräten und Besatzungen ohne Schwertstreich übergeben. Schon zehn Tage nach der Schlacht bei Jena konnte Napoleon in Berlin als Sieger einziehen, und nur mit Mühe brachte der Minister von Stein die Staats- kasse in Sicherheit. hohe Kriegssteuern wurden dem besetzten Sande aufgelegt, viele Kunst- schätze, u. a. die Siegesgöttin vom Brandenburger Tore, ließ Napoleon nach Paris bringen; auch Hut und Degen Friedrichs des Großen wurden als Siegesbeute weggeführt. — Die Trümmer der preußischen Nrmee ergaben sich bei prenzlau. Der General Blücher aber wahrte den alten preußischen Waffenruhm. Er schlug sich tapfer mit einer kleinen Nbteilung bis Lübeck durch, mußte sich jedoch schließlich aus Mangel an Lebensmitteln und Pulver gleichfalls gefangen geben. Sn Kolberg hinderte die Bürgerschaft unter Führung des alten, entschlossenen Schiffskapitäns Nettelbeck den altersschwachen Kom- mandanten, die Stadt zu übergeben. Nus ihre Bitte sandte der König den Major von Gneisenau zur Leitung der Verteidigung. Dieser hielt die Festung, trotzdem sie furchtbar beschossen wurde, bis zum Friedensschlüsse, kräftig unterstützt von den Bürgern und dem tapfern Husarenrittmeister von Schill. Buch einige andre kleine Festungen wurden wacker verteidigt: in Graudenz forderten die Franzosen den alten General von Eourbiere auf, die Festung zu übergeben; denn ,,es gäbe keinen König von Preußen mehr". Er antwortete stolz: ,,So gibt es wenigstens noch einen König von Graudenz" und hielt die ihm anvertraute Feste. Die Treue und Tüchtigkeit einzelner mutiger Männer konnte jedoch das Unglück nur wenig aufhalten. Uber nicht nur im Heere, auch bei einem großen Teile des preußischen Volkes schienen Vaterlandsliebe und Mannesmut geschwunden zu sein. Statt zu versuchen, dem Feinde widerstand zu leisten und die Schmach von Jena auszulöschen, zeigte die Bevölkerung dem geschlagenen Heere gegenüber offene Schadenfreude und unter- warf sich willig der französischen Herrschaft. Deutsche Zeitungen druckten Siegeslieder der Franzosen und Lobreden auf ihre Feldherren. Man buhlte sogar offen um die Gunst Napoleons, indem man ihn in den Städten feierlich empfing. 5. Die Flucht der königlichen Familie. Die königliche Familie war nach der Niederlage von Jena und Nuerftädt nach Graudenz geflohen. Da die Franzosen aber schnell bis zur Weichsel vordrangen, mußte sie die Flucht nach Königsberg und schließlich bis nach dem entlegenen Memel fortsetzen. Er war Winter; Nässe und Kälte machten die Reise, die oft in einfachen Bauernwagen zurückgelegt wurde, besonders auf der rauhen Kurischen Nehrung sehr beschwerlich. Nach langer Fahrt in dichtem Schneegestöber mußte die Königin in einer Bauernhütte, durch deren zerbrochene Fensterscheiben wind und Kälte eindrangen, übernachten. Obgleich die edle Frau durch das Unglück gebeugt und körperlich leidend war, verlor sie Mut und Gottvertrauen nicht, häufig ermahnte sie ihre beiden ältesten Zähne Friedrich Wilhelm und Wilhelm, die alt genug waren, um das Unglück Preußens zu verstehen, tüchtige Männer zu werden, damit sie das Vaterland aus der Erniedrigung einst zu erretten vermöchten. 6. preußisch-Eylau und Friedland. Sm Rnfange des Jahres 1807 war ein russisches Heer zur Unterstützung Preußens herangerückt. Es kam bei preußisch-Eylau
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