1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte
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traten. Sie bildeten zusammen mit Preußen ein einheitliches Zollgebiet, in dem die
waren nur einmal versteuert werden mußten. Vas Geld, das dadurch einkam, wurde
unter die beteiligten Länder nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein führte
einen großen Aufschwung des Handels gerbet; er brachte auch die deutschen Staaten
einander näher und hat
so die spätere Einigung
Deutschlands vorbereitet.
— Ein völliger Um-
schwung des wirtschaft-
lichen Lebens vollzog sich
mit der Einführung der
Dampfmaschine. Die
ersten Fabriken ent-
standen; zwischen Berlin
und Potsdam wurde
1838 die erste preußische
Eisenbahn gebaut. Ruf
den Strömen begannen
Dampfschiffe zu ver-
kehren, und auch der See-
handel fing wieder an
sich zu beleben. — 3n
der langen Friedenszeit, die auf die Befreiungskriege folgte, strebte der deutsche Bürger-
stand mächtig empor und übernahm in Wissenschaft und Kunst, in Handel und Gewerbe
die Führung. Neben den drei alten Ständen (Rdel, Bürger, Bauern) begann sich
durch die zahlreicher werdenden Fabriken ein neuer, vierter Stand, der Urbeiterstand,
zu bilden.
Ii. Friedrich Wilhelm Iv. l840 —1861.
1. Dez Königs Wesen. Friedrich Wilhelm Iv. war der älteste Sohn Friedrich
Wilhelms Iii. und der Königin Luise. Uusgestattet mit hohen Geistesgaben, hatte
er sich eine gelehrte Bildung angeeignet, so daß er „sein Brot als Professor hätte er-
werben" können. Dabei besaß er ein tiefes Verständnis für die Kunst und war ein
witziger, gewandter Redner. Er wollte das Beste seines Volkes; für die unruhvolle
Zeit, in die feine Regierung fiel, war er jedoch nicht tatkräftig genug. — Mit
feiner Gemahlin Elisabeth lebte er in kinderloser, aber glücklicher Ehe. Sie unter-
stützte ihn getreulich bei allen Werken der Barmherzigkeit und pflegte ihn in den
Tagen der Krankheit mit aufopfernder Liebe.
2. Der Dersassungskampf in Preußen. Der Wunsch nach einer „Verfassung"
wurde, wie überall in Deutschland, so auch in Preußen allgemein gehegt. Das Volk
wollte bei der Gesetzgebung und Rechtsprechung mitwirken, und keinem Bürger
sollte es verwehrt sein, in Versammlungen und Zeitungen frei seine Ireinung zu äußern.
Friedrich Wilhelm Iv. suchte den Hoffnungen des Volkes entgegenzukommen und be-
rief 1847 einen „vereinigten Landtag", der aus Vertretern der acht preußischen Pro-
vinzen bestand. Der Landtag konnte sich jedoch mit der Regierung über die Rechte, die
ihm eingeräumt werden sollten, nicht einigen und ging auseinander. — ctls nun
Ein Eisenbahnzug im Jahre 1840.