1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
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Frankfurt a. Itt. zusammen und forderten das ganze deutsche Volk auf, Abgeordnete
zu wählen und nach Frankfurt zu einer Nationalversammlung zu senden. Der
Bundestag ($. 111, 12) konnte die Wahlen nicht hindern, und die einzelnen Staaten
ließen sie zu. Ungefähr 600 Abgeordnete versammelten sich in der Paulskirche in
Frankfurt. Der Bundestag wurde für aufgelöst erklärt und eine Reichsverfassung beraten,
nach der das geeinte Deutschland regiert werden sollte. Auch eine deutsche Kriegsflotte
wurde aus freiwilligen Beiträgen gegründet. — Bald aber bildeten sich in der National-
versammlung zwei Gruppen, von denen die eine (Österreich, die andre Preußen die
Führung des Reichs übertragen wollte. Schließlich erlangte die preußische Partei die
(Oberhand, und man wählte den Röntg von Preußen zum erblichen deutschen Raiser.
Friedrich Wilhelm Iv. lehnte die Raiserkrone jedoch ab, weil sie ihm ohne das Ein-
verständnis der Fürsten vom Volke allein angetragen wurde. Die von der National-
versammlung beratene Reichsversassung wurde von den meisten deutschen Staaten nicht
angenommen. Das Volk wollte die Regierungen dazu zwingen, und in Sachsen und
Baden brachen deshalb große Ausstände aus. Sie wurden aber mit Hilfe preußischer
Truppen bald unterdrückt. Die Nationalversammlung loste sich schließlich auf; ihr ver-
such, eine Einigung Deutschlands herbeizuführen, war gescheitert. Die Schisse der kaum
gegründeten deutschen Kriegsflotte wurden öffentlich versteigert.
5. Friedrich wilhelmziv. Einigungrversuch. Daversuchtefriedrichwilhelmiv.,
dem deutschen Volke zu seiner Einigung behilflich zu sein. Er berief deshalb eine neue, aus
Volkswahlen hervorgegangene Abgeordnetenversammlung nach Erfurt und lud die deutschen
Fürsten zu einer Beratung nach Berlin ein. Aber (Österreich arbeitete ihm mit den süd-
deutschen Staaten entgegen. Es suchte den Bundestag, sowie die alten Zustände, die
der wiener Rongreß geschaffen hatte, wiederherzustellen. Als Friedrich Wilhelm dem
hessischen Volke, dessen Rurfürst die Verfassung seines Landes schmählich mißachtete, zu
seinen Rechten verhelfen wollte, drohte ihm (Österreich mit Rrieg. Der Röntg fühlte sich
aber nicht stark genug, denwasfengang zu wagen. Im vertrage zu Glmütz beugte er
sich vor (Österreich, willigte ein, daß der Bundestag wiederhergestellt wurde, und gab die
versuche, Deutschland zu einigen, endgültig auf. So endeten des Rönigs Bemühungen
mit einer schweren Demütigung Preußens. Seit dem vertrage von Glmütz verzichtete
Friedrich Wilhelm Iv. darauf, eine führende Stellung in Deutschland einzunehmen. Der
alte Gegensatz zwischen (Österreich und Preußen blieb; die süddeutschen Staaten schlossen
sich an (Österreich, die norddeutschen Rleinstaaten an Preußen an. — Zum Vertreter
Preußens beim Bundestage ernannte der Ronig den Herrn von Bismarck.
6. Zchlerwig-Holstein. Seit Jahrhunderten waren die dänischen Herrscher zu-
gleich herzöge von Schleswig-Holstein (5.68,5). Es war diesen deutschen Ländern indessen
gelobt worden, daß sie selbständig verwaltet werden und ,,auf ewig ungeteilt" bleiben
sollten. Im Jahre 1848 versuchten aber die Dänen, Schleswig ihrem Lande einzuverleiben
und den Bewohnern die dänische Sprache aufzudrängen. Da griffen die Schleswig-
Holsteiner mutig zu den Waffen. Preußen unterstützte sie und ließ Truppen einrücken,
von denen die Dänen mehrmals besiegt wurden. Bald mischten sich jedoch fremde
Staaten ein, und Preußen wurde im Vertrage zu Glmütz von (Österreich gezwungen
Schleswig-Holstein seinem Schicksale zu überlassen.
7. Friedrich Wilhelm Iv. gründet eine preußische Flotte, während des Rampses
gegen Dänemark waren preußische Handelsschiffe von der dänischen Flotte weggenommen
worden, ohne daß es Preußen hatte hindern können. Da beschloß Friedrich Wilhelm Iv.,