1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Geschichte.
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weder Österreich noch der herzog. Durch einen Vertrag, den Bismarck zustande brachte,
wurde der Streit vorläufig beigelegt. Schleswig sollte durch Preußen, Holstein durch
Österreich verwaltet werden; Lauenburg wurde gegen eine Geldentschädigung Preußen
überlassen. Für das Zustandekommen des Vertrags erhob Bönig Wilhelm Bismarck in
den Grasenstand. — Da der österreichische Statthalter die Anhänger des Herzogs von
Bugustenburg in Holstein frei gewähren ließ, hörten die Streitigkeiten wegen der beiden
Herzogtümer jedoch nicht auf. Huf Bismarcks Beschwerden rief Österreich die Entscheidung
des Bundestags an, und dieser beschloß, das Bundesheer kriegsbereit zu machen, um
Preußen zum Nachgeben zu zwingen. Der Brieg zwischen den deutschen Stämmen war
unvermeidlich geworden. Nus Österreichs Seite standen die süddeutschen Staaten,
Hannover, Burhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurts die norddeutschen Blein-
staaten dagegen schlossen sich Preußen an. — vorher schon hatte Bismarck mit
Italien, das venetien zu gewinnen hoffte, ein Bündnis geschlossen.
b) Die Besetzung Norddeutschlands. Nach einem Plane, den General v. Inoltke
aufgestellt hatte, rückten die preußischen Gruppen überraschend schnell in Hessen, Sachsen
und Hannover ein. Der Burfürst von Hessen wurde gefangen genommen; seine Truppen
hatten sich aber am Maine mit den Süddeutschen vereinigt. Der sächsischen Brmee ge-
lang es, nach Böhmen zu den Österreichern zu entkommen. Der Bönig von Hannover
suchte mit seinem Heere Bayern zu erreichen, wurde aber bei Langensalza von
schwachen preußischen Bbteilungen angegriffen und festgehalten. Die tapfere hannöversche
Brmee errang bei Langensalza zwar den Sieg, mußte sich aber einige Tage darauf ge-
fangen geben, da sie von herbeigeeilten preußischen Streitkräften umstellt war. Dem
Bönige von Hannover wurde erlaubt, sich nach Österreich zu begeben.
o) Der Einmarsch in Böhmen. Das preußische Heer, das den Bampf gegen
Österreich führte, war in drei Brmeen eingeteilt. Die Elbarmee befehligte der General
Herwarth von Bittenfeld, die I. Brmee Prinz Friedrich Barl, die Ii. Brmee der Bron-
prinz Friedrich Wilhelm. Sie sollten einzeln die Sudeten überschreiten und sich bei
Gitschin in Böhmen vereinigen. Die Clbarmee und die I. Brmee drangen von Norden
her über das Gebirge und stellten die Verbindung unter sich her, nachdem sie die ihnen
entgegentretenden feindlichen Bbteilungen geschlagen hatten. Schwerer war die Bufgabe
des Bronprinzen. Er mußte wegen der Enge der schlesischen Gebirgspässe drei vonein-
ander entfernte Straßen benutzen, auf denen seine Truppen einzeln angegriffen und
in das Gebirge zurückgeworfen werden konnten. Eine Heeresabteilung wurde auch
wirklich von den Österreichern zurückgedrängt; aber die auf der mittleren Straße mar-
schierende Garde wetzte die Scharte aus, indem sie am Tage darauf den Feind bei
Trautenau besiegte. Glänzend löste General v. Steinmetz, der mit seinem Borps
die südöstlichste Straße eingeschlagen hatte, seine Bufgabe. Bus dem Gebirge heraus-
tretend zertrümmerte er an drei hintereinander folgenden Tagen drei verschiedene öster-
reichische Brmeekorps, die sich ihm einzeln entgegenstellten. (Nach dem Orte der ersten
Schlacht erhielt er den Ehrennamen „Der Löwe von Nachod".) Die Verbindung
der drei preußischen Brmeen war nun hergestellt. Bönig Wilhelm begab sich mit
Moltke, Boon und Bismarck nach Böhmen und übernahm den Oberbefehl.
ck) Die Schlacht bei Böniggrätz. Der österreichische Oberbefehlshaber riet nun
seinem Kaiser dringend, sofort Frieden zu schließen, da das österreichische Heer dem
preußischen nicht gewachsen sei. Er erhielt jedoch den Befehl, eine Entscheidungsschlacht zu
schlagen. Daher nahm er nordwestlich der Festung Böniggrätz eine Verteidigungs-
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