1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
I
Geschichte.
Herrscher der Erde, zu beglückwünschen. — Rber
auch das Leid verschonte den hochbetagten Kaiser
nicht. Von tiefem schmerze wurde er ergriffen,
als fein einziger Sohn an einem schweren hals-
leiden erkrankte und in dem milderen Blima Ita-
liens Heilung suchen mußte.
10. Sein Heimgang. Bis in das höchste
Greisenalter hinein hatte Gott dem Kaiser die
Rüstigkeit erhalten. Noch als hoher Rchtziger
konnte kvilhelm I. das Roß besteigen, um seine
Truppen zu besichtigen; schließlich aber machte
sich doch die Schwäche des Rlters geltend. Rach
seinem 90. Geburtstage kränkelte Kaiser Wilhelm
häufig, und im März 1888 nahte das Ende.
Da fein Sohn noch in Italien weilte, besprach er
im Beisein des Fürsten Bismarck mit seinem
Enkel, dem Prinzen Wilhelm, die Zukunft des
Reiches und gab ihm feine Ratschläge. Ruf die
Bitte, sich zu schonen, äußerte er: „Ich habe
keine Zeit, müde zu sein!" Roch auf dem Sterbebette unterschrieb er ein wichtiges
Schriftstück, das ihm Fürst Bismarck vorlegte. Rm 9. März 1888 schloß Kaiser Wilhelm
im Glauben an seinen Erlöser für immer die Rügen. Mit banger Befürchtung
hatte man im ganzen deutschen Vaterlande die Berichte vom Brankenlager erwartet
und tiefe Trauer ergriff bei der Todesnachricht die herzen. Die Erinnerung an die ehr-
würdige Greisengestalt Kaiser Wilhelms I. wird im deutschen Volke unauslöschlich fort-
dauern. „Lebe wohl, alter Kaiser!" stand oben am Brandenburger Tore angeschrieben,
als der Zug mit der Leiche des ersten Deutschen hohenzollernkaisers die Stadt Berlin
verließ.
11. Kaiserin Augusta. Baiserin Rugusta war ihrem Gemahle in Freud und Leid eine
verständnisvolle Gefährtin, ihrem Volke eine echte Landesmutter. Ihre schönste Rufgabe
erblickte sie darin, Rot zu lindern und Tränen zu trocknen. Rrmen-, Branken- und Waisen-
häuser, Volksküchen und viele andre Wohltätigkeitsanstalten sind auf ihre Veranlassung
errichtet worden. Eine besonders rege Liebestätigkeit entfaltete sie während der Feld-
züge, als es galt, den Tausenden von verwundeten und Branken Hilfe zu spenden. Um
die Pflege im Briege in feste Ordnung zu bringen, gründete sie den vaterländi-
schen Frauenverein, der bei Rusbruch eines Brieges Lazarette, Rrzte und Branken-
pflegerinnen in das Feld sendet. Schon 1870 hat er außerordentlich segensreich gewirkt
und dazu beigetragen, daß viele verwundete und kranke Soldaten die Gesundheit wieder-
erlangt haben. — Hm liebsten hielt sich die Baiserin Rugusta in Boblenz auf, wo sie am
Rheine schöne Gartenanlagen geschaffen hat. In ihrem hohen Rlter traf sie mancherlei
Leid; im Jahre 1888 verlor sie den unvergeßlichen Gemahl und wenige Monate später
den einzigen Sohn. In Gottergebung hat sie das ihr auferlegte Geschick getragen, bis
sie, zwei Jahre später, 78 Jahre alt, von der Erde abgerufen wurde. Sie liegt neben.
Wilhelm I. zu Tharlottenburg begraben.
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Kaiserin Viktoria.