1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Erdkunde.
Ii
Da sich auf den holsteinischen höhen vortreffliche weiden finden, steht dort die
Rinder- und Pferdezucht in hoher Blüte. Zum Schutze gegen die Stürme, die vom
nahen Meere heranbraufen, hat man jede wiese und jeden Acker mit Hecken umschlossen.
Nach Westen senkt sich die Landschaft zu dem unfruchtbaren Heide- und Moorlande
der „hohen Geest", der sich weiterhin die fruchtbaren Marschen (5. 4) anschließen.
Im Norden dieser Gebiete ist die Bevölkerung vorwiegend dänischer Abstammung.
2. Var Tiefland zwischen dem nördlichen und dem südlichen Landrücken
wird von zahlreichen Flüssen durchströmt (nenne sie!). In früheren Zeiten traten sie
während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen oft über die Ufer. Aus
dem flachen Lande konnte aber das Wasser nicht wieder abfließen. (Gieße Wasser
auf eine wagerechte Tischplatte!) So entstanden durch die fortgesetzten Überflutungen
große Sümpfe, die zum Teil mit Rohr und Schilf bedeckt waren. Solche Brücher
gab es an der Oder, sowie an ihrem größten Nebenflüsse, der warte, und an deren
Zuflusse, der Netze (Oder-, warte-, Netzebruch). Ruch an Havel und Spree dehnten sie
sich aus (Havelland, Spreewald). In diesen unwirtlichen Gegenden fanden nur wenige
Menschen durch Jagd und Fischfang ein kümmerliches Nuskommen. Durch die Tatkraft
der preußischen Fürsten, besonders Friedrichs des Großen, wurde hier Wandel
geschaffen. Um die Flächen dem Nckerbau nutzbar zu machen, baute man an den
Flüssen hohe Dämme und entwässerte einen großen Teil der Sümpfe durch Ranäle.
Zahlreiche Nnsiedler stellten sich ein und gewannen durch unablässigen Fleiß dem
fruchtbar gewordenen Boden hohe Erträge ab.
Mit der Entwässerung der Brücher hat man zugleich auch die Schiffahrtswege
verbessert, sowie Weichsel, Oder und Elbe durch Ranäle verbunden. So führt der
Bromberger-Ranal von der Brahe, einem weichselnebenflusse, zur Retze, der
Oder-Spree-Ranal von der Oder zur Spree, der Finow-Ranal von der Oder
zur Havel und der plauefche Ranal von der Havel zur Elbe.
a) Das Tiefland östlich der Oder (prov. Posen und Teile der prov.
Brandenburg) hat fast durchweg fruchtbaren Loden. Daher bildet der Ackerbau den
Haupterwerbszweig der Bewohner. Die wenigen größeren Städte, die hier entstanden
sind, vermitteln den Handel zwischen diesen ertragreichen Gebieten und andern Gegenden
unsres Vaterlandes. Sie liegen an Hauptverkehrswegen: Bromberg (54) an dem
gleichnamigen Ranal, der Weichsel und Oder verbindet, Posen (137) an der warte
und Frankfurt (64) an der Oder. Rn Posen und Frankfurt führt außerdem noch
eine alte Landstraße (jetzt Eisenbahn) vorüber, die Deutschland von Westen nach Osten
durchzieht. Da die Ostgrenze unsres Vaterlandes jeder natürlichen Umwallung ent-
behrt, bedürfen diese wichtigen Wege für den Kriegsfall eines starken Schutzes. Thorn
(32) ist ein festes Bollwerk zur Sicherung der Wasserstraße; ebenso sind Rüstrin (17)
an der Wartemündung und Posen zu starken Festungen ausgebaut worden. — Bei
hohensalza (25) findet man Steinsalz. — Die Bewohner der Landschaft sind nur zum
Teil deutscher Abstammung; im äußersten Osten überwiegen die polen, die der römisch-
katholischen Rirche angehören.
b) Das Tiefland westlich der Oder (Prov. Brandenburg) entbehrt vielfach
des fruchtbaren Ackerbodens. Nordwestlich von Rüstrin geht das Oderbruch in eine
Waldlandschaft über, die man wegen ihrer Schönheit als „Märkische Schweiz" bezeichnet,
hier liegt Eberswalde (24) mit einer Forstakademie. An dieses Gebiet schließt sich
im Westen das Havelland an. Es wird von der Havel, die auf dem nördlichen Land-