1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
20
Erdkunde.
Ii
baren Feldern des „Glatzer Kessels" wird u. a. Flachs geerntet. Daher steht dort schon seit
langer Zeit die Leinwandweberei in hoher Blüte. Da man am Nordwestrande des Berg-
landes, vornehmlich bei der5tadtwaldenburg(16),
vor einigen Jahrzehnten Steinkohlen zu fördern
begann, sind zahlreiche große Spinnereien und
Webereien entstanden. Sie liefern die Leinwand
viel billiger als die Handweber. Diese be-
wohnen nur noch die entlegenen Gebirgstäler und
müssen infolge des geringen Verdienstes oft Not
leiden. Nn einzelnen Orten des Berglandes sprudeln
heilkräftige Ouellen hervor, die von Leidenden gern
aufgesucht werden (Neinerz, Landeck).
3. Das Riesengebirge (Name!) besitzt
von allen deutschen Mittelgebirgen den höchsten
Gipfel, die 1600 w hohe Schneekoppe. —
Nähern wir uns dem Gebirge vom Schlesischen
Tieflande her, so steigt es vor uns wie ein
riesiger Ivall auf, dem niedrige Berge vor-
H gelagert sind. Steigen wir zu seinem „Kamme"
-2 empor, so durchwandern wir zunächst enge Täler,
in denen sich nur langgestreckte Dörfer bilden
00 konnten. Die Berghänge werden von prächtigen
£ Laub- und Nadelwäldern bedeckt. Je höher wir
M kommen, desto kümmerlicher wird der pflanzen-
o wuchs; denn in jenen höhen führen die Stürme
S während des Winters ein strenges Regiment,
cp Schließlich vermögen nur noch die niederliegenden
Büsche der Zwergkiefer zu gedeihen, die als „Knie-
L holz" bezeichnet werden. Ruf blumenreichen Wie-
a sen weiden Rinder- und Ziegenherden. Weil die
Bewohner dieser höhen großer Weideflächen be-
dürfen, wohnen sie nicht in Dörfern beisammen,
sondern in einzeln liegenden Häusern („Bauden").
Da das Gebirge besonders im Sommer von vielen
Naturfreunden aufgesucht wird, gewährt der
Fremdenverkehr den Gebirgsbewohnern reichen Ver-
dienst. So angenehm aber das Leben auf den Ber-
gen während des Sommers ist, so entbehrungsreich
ist es im Winter. Dann brausen die Stürme um das
Haus, und der Schnee reicht oft monatelang bis an
das Vach. Tin Dachfenster oder der Schornstein muß
den Bewohnern häufig als Nusgang dienen. Nuf
Schneeschuhen oder in Hörnerschlitten gleiten sie pfeil-
schnell in das Tal hinunter, um sich mit frischen Lebens-
mitteln zu versorgen. Lange Holzstangen, die man
schon im Sommer aufgestellt hat, bezeichnen die Rich-