1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Erdkunde.
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2. Die Oberdeutsche Hochebene, a) Der Teil der Oberdeutschen Hochebene,
der zwischen dem Fränkischen Jura, dem Fichtelgebirge und dem Böhmisch-Bayrischen
Walde liegt, heißt Oberpfalz (Flußgebiet der Naab). Sie hat rauhes Klima und ist
daher wenig fruchtbar. Nur der Hopfenbau liefert guten Ertrag, stm Fuße des
Fränkischen Jura wird Eisen gefördert. Dort, wo Ultmühl (Ludwigskanal), Naab
und Negen sich mit der Donau vereinigen, enden viele Verkehrswege, die den Fluß-
tälern folgen. Ruch kann von hier an die Donau mit Dampfschiffen befahren werden.
Daher ist Negensburg (48), das an dieser Stelle entstanden ist, schon seit alten Zeiten
ein wichtiger Handelsort. In der Nähe der Stadt liegt auf dem hohen Ufer der Donau
ein tempelartiger Bau, die Walhalla, in der die Bildnisse von berühmten deutschen
Nlännern aufgestellt worden sind.
b) Die Donau, die den nördlichen Teil der Oberdeutschen Hochebene durch-
strömt, entspringt auf dem Schwarzwalde (gib die Nichtung ihres Laufes an!). Ihre
linken Nebenflüsse (nenne sie!) haben nur einen kurzen Lauf (warum?), von rechts
dagegen erhält sie aus den Rlpen stattlichen Zuwachs: Iller, Lech, Isar und Inn
(mit Salzach) führen ihr in tief eingeschnittenen Betten gewaltige wassermengen
zu. Da diese Flüsse aber einen sehr schnellen Lauf haben und gewaltige Geröllmassen
mit sich führen, können sie der Schiffahrt nicht dienen; sie eignen sich nur zum Flößen
des Holzes. — Die Landschaften zu beiden Seiten des unteren Lech sind sehr flach und
wurden daher in früheren Zeiten oft überflutet. Hierdurch entstanden weite Sumpfflächen,
die links (in Schwaben) Riede, rechts (in Bayern) Itxöfer genannt werden (Völkerscheide!).
Sonst ist das Donautal fruchtbar. Besonders ertragreiches Land liegt zwischen Isar
und Inn (Kornkammer Bayerns!). — Das Donautal war zu allen Zeiten eine der
wichtigsten natürlichen Straßen, die Europa von Westen nach Osten durchziehen. Die
Römer, die Hunnen, die Ungarn, die Kreuzfahrer, die Heere Napoleons, aber auch die
Kaufleute haben diesen weg benutzt. Daher entstanden dort zahlreiche Orte. Einige sind
wichtige Handelsstädte, andre schützen durch ihre starken Befestigungen im Kriege den
weg. Dort, wo der Donauhandel zum Rhein und Neckar, sowie nach der Schweiz und
nach Frankreich abzweigt, liegt das württembergische Ulm (52). Die Stadt besitzt
große Webereien, Messing- und Zementwarenfabriken. Ihr berühmtes Münster über-
ragt mit dem 161 m hohen Turme alle kirchlichen Bauwerke der Erde. Strom-
abwärts folgen in Bayern Ingolstadt (23; Festung), Regensburg (f. o.) und an
der österreichischen Grenze Passau (19; Festung).
c) Das Hochland zwischen der Donau und den Rlpen ist eine fast ebene,
nur an wenigen Orten wellenförmige Fläche (durchschnittliche Höhe 500 ui). Nach
Süden zu steigt sie allmählich an. Der mächtige Rlpenwall, der sich dort erhebt,
hält die warmen Südwinde fern, während die Wolken der feuchten Uordwestwinde,
wenn sie über die Hochfläche ziehen, sich abkühlen und abregnen. Das Hochland
besitzt daher ein rauhes Klima. Trotzdem wird aber ein großer Teil des Gebietes
von Getreidefeldern eingenommen; Hopfen gedeiht besonders gut. Im südlichen Teile
finden sich hauptsächlich wiesen, die der Viehzucht dienen, sowie große Kiefernwälder.
In den Mösern und Rieden wird Torf gestochen. Neuerdings find diese Gebiete
z. T. trockengelegt und dadurch vielfach anbaufähig gemacht worden.
Der breite Landstrich am Fuße der Rlpen war vor vielen tausend Jahren von
mächtigen Eisströmen (Gletschern, S. 44) bedeckt, die von den hohen Rlpenbergen
herab kamen. Sie führten gewaltige Schuttmassen mit sich, die nach dem Rbschmelzen