1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Erdkunde.
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3. Klima, a) Je höher man in einem Gebirge emporsteigt, um so kälter
wird es (warum? s. Iv, 5. 30). Da nun die Alpen zu gewaltigen höhen auf-
ragen, schneit es dort sogar während des Sommers. Und zwar fällt hier zumeist
ein körniger Schnee. Sobald die Sonne scheint, schmelzen die Schneekörner etroas; in
der Nacht aber gefrieren sie zu einer festen Masse, dem Firn. Diese Firnmassen häufen
sich im Laufe der Zeit immer mehr an (warum?). Schließlich rutschen sie von den steilen
Berghängen ab und füllen die tiefer liegenden Mulden, Felsschluchten und engen Täler aus.
wenn wir einen Schneeball längere Zeit zwischen den warmen Händen drücken,
so erhalten wir schließlich ein Stück knetbares Tis. Ganz ähnlich werden die Firn-
massen durch die größere Wärme in den Mulden und durch den gewaltigen Druck, den die
oberen auf die unteren Schichten ausüben, erst etwas aufgeweicht, beim Zusammenfrieren
aber in schmiegsames, blaugrünes Eis verwandelt. Die Eismassen gleiten abwärts und
werden zu mächtigen Eisströmen, die man Gletscher nennt. Ihren Nand bedecken
gewöhnlich Felsblöcke, die von den Bergwänden herabgestürzt sind. Sie werden von
dem Gletschereise talwärts getragen. Da hier das Eis schmilzt, bleibt der Schutt liegen.
Er häuft sich im Laufe der Zeit zu großen Massen, den „Moränen", an. Das trübe,
schmutzige Gletscherwasser, das unter dem Eise hervortritt, fließt als Gletscherbach bergab.
b) wie bei uns im Winter oder im Frühlinge oft Schnee von den schrägen
Dächern herunterrutscht und aus die Straße fällt, so gleiten auch in den Alpen zuweilen
große Schneemassen von den steilen Berghängen ab. In rasender Eile sausen diese
Lawinen in das Tal. Dabei reißen sie Felsblöcke und Erde mit sich fort und erzeugen
oft einen so gewaltigen Luftzug, daß die stärksten Bäume zerknickt werden, wenn die
Lawinen in bewohnte Täler niedergehen, richten sie häufig großen Schaden an: wiesen,
Acker, Häuser und Menschen werden verschüttet. Da aber die Lawinen und die Gletscher
die Gegenden von Schnee befreien, in denen er niemals vollkommen schmelzen würde,
bewahren sie das Gebirge und seine Umgebung vor zu starker Abkühlung (wieso?).
c) Im Frühjahre und im herbste tritt in den nördlichen Alpentälern häufig ein
warmer wind auf, der Föhn genannt wird. Er bringt die Schneemassen schnell
zum Schmelzen und veranlaßt dann oft große Überschwemmungen. Da er auch die
Schindeldächer und holzwände der Häuser austrocknet, entstehen durch umherfliegende
Funken leicht Feuersbrünste.
4. Flüsse und been. Die mit Schnee und Eis bedeckten hohen Alpenberge
sind das „Mutterhaus" vieler Ströme. Außer den erwähnten Gotthardflüssen ent-
springen auf ihnen Po und Etsch, sowie zahlreiche Donaunebenflüsse (nenne sie!).
Sie sind wasserreich, haben aber, solange sie im Gebirge fließen, ein starkes Gefälle
und führen viel Geröll mit sich. Deshalb eignen sie sich nicht zur Schiffahrt. Bei
ihrem Austritt aus den Alpen durchströmen die meisten von ihnen herrlich gelegene
Seen. Am Nordfuße des Gebirges liegen: der Genfer-, Brienzer- und Thuner-,
Vierwaldstätter-, Züricher- und Bodensee, am Südfuße der Lange- (Lago
maggiore), Tomer- und Gardasee.
Bedeutung der Leen. Sobald die Flüsse in die Seen eintreten, werden sie durch
das stillstehende Seewasser in ihrem Laufe gehemmt und können die mitgeführten Geröllmassen
nicht weiter fortschaffen. Diese sinken daher zu Boden. Die Seen sind also Läuterungs-
becken der Alpenflüsse. Wenn auf dem Gebirge der Schnee schmilzt, oder wenn mächtige
Regengüsse niedergehen, führen die Flüsse große Wassermengen in die Seen. Dadurch wird die
Überschwennnungsgefahr für die abwärts gelegenen Länder vermindert. Sn Zeiten der Dürre