1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Erdkunde.
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Linst wurde das Wasser durch Kanäle und Schöpfräder über weite Flächen des
Landes geleitet, verliefen später die Wasser wieder, so wurden die Felder bestellt,
und bald glichen sie einem Garten, in dem Reis, Gerste und Weizen üppig gediehen
und Dattelhaine reiche Ernten gewährten. Infolge der Fruchtbarkeit des Lodens und der
günstigen Lage Inesopotamiens an dem Handelswege von Kleinasien und Syrien nach
Persien und Nrabien entstanden hier zahlreiche, große Städte. Im Norden lag am
Tigris das sagenreiche Ninive, und wo sich die beiden Flüsse nähern, blühte .am
Luphrat das mächtige Babylon. Durch den wachsenden Wohlstand verweichlichten aber
die Bewohner. Kriege entvölkerten und verödeten das Land,- die Bewässerungsanlagen
verfielen, und die Städte wurden zerstört. Zur Zeit Karls des Großen kam unter der
Herrschaft der arabischen Kalifen (der Nachfolger Mohammeds) noch einmal eine Blüte-
zeit für Mesopotamien. Bagdad galt damals als größte (angeblich 2 Mill.), glänzendste
und reichste Stadt der Erde. Nls aber später das Land von den Türken erobert wurde,
verfiel es immer mehr,- gegenwärtig hat Bagdad nur noch etwa l 45 Ooo Einwohner. Im
oberen Mesopotamien ist jetzt Mosul (61; Musselinzeug) die einzige Stadt von Bedeutung,-
es liegt am Tigris in der Nähe der Nuinen von Ninive. — vielleicht kommt in unsrer Zeit
das Land durch den Bau einer Eisenbahn zu neuer Blüte. Eine deutsche Gesellschaft läßt
jetzt nämlich die Bahn, die von Skutari aus Kleinasien durchquert, über Mosul und Bagdad
bis zum persischen Meerbusen weiterführen (Vagdadbahn). Die Fahrzeit von Europa nach
Indien und Gstasien wird dadurch stark abgekürzt werden.
6. Syrien.
1. Vodengeftatt. wandern wir vom mittleren Euphrat nach Westen, so ge-
langen wir in die Syrisch-Nrabische wüste. Diese öde Hochfläche erreicht am
Nande eines tiefen Längstales, das zum Teil vom Jordan durchflossen wird, ihr
Ende. Jenseit des Tales setzt sich das Hochland fort. Es wird von Kalkgebirgen
durchzogen, deren höchste Erhebung der Libanon (3100 m) ist. haben wir auch
diese Landschaft durchschritten, so stehen wir an ihrem terrassenartigen Hbf alle zu einem
schmalen, tiefliegenden Küstenstriche, der vom Mittelmeer bespült wird. Diese
Landschaften bilden zusammen Syrien, das den Türken gehört.
2. Küstenland. Die im Winter vom Mittelmeere kommenden Wolken stoßen gegen
den westlichen Band des Hochlandes. Deshalb find der Küstenstrich, sowie die angrenzen-
den Stufenländer gut bewässert und, da ein warmes Klima herrscht, auch fruchtbar. Die
bestbebauten Gegenden liegen am Nbhange des Libanon. Wein, Baumwolle, Neis, sowie
Oliven, Grangen, Zitronen und Feigen gedeihen hier in üppiger Fülle. Das Küstenland
war daher schon in alten Zeiten dicht bevölkert, während die im Süden wohnenden
Philister nur Ackerbau trieben, zogen die Phönizier im Norden besonders als
Schiffer und Kaufleute auf das Meer hinaus. Ihre wichtigsten Städte waren Tyrus
und Sidon. Da aber eine Meeresströmung von der Nilmündung her große Zandmassen
nach Nordosten führt, sind diese einst so wertvollen Häfen gegenwärtig versandet. Die ein-
zigen hafenorte, die heute noch einige Bedeutung haben, sind I a f a (21) und B ei rut (119).
3. Libanon und Iveftjordanland. Der Libanon (d. h. weißes Gebirge
wegen seines Kalksteins) war im Altertum von mächtigen Zedernwäldern bedeckt
(Salomos Tempelbau!). Seitdem die Türken aber das Land besitzen, sind die Wal-
dungen abgeholzt und nicht wieder aufgeforstet worden. Das Gebirge besteht aus zwei
parallelen Bergzügen, einem westlichen, dem eigentlichen Libanon, und einem öst-