1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Erdkunde.
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Zeit ungefähr 100 Jahren sind an òie Stelle der spanischen Kolonialländer Republiken
getreten, in denen noch heute vorwiegend spanisch gesprochen wird und dar katholische
Bekenntnis vorherrscht.
Im Norden liegt Columbia mit der Hauptstadt Bogota (120).
Ecuador (Name!) schließt sich nach Züden an; die Hauptstadt ist Quito (sito; 80).
Dann folgt Peru, das erzreichste Land der Buden, mit der Hauptstadt Lima (133).
Östlich von Peru liegt der Binnenstaat Bolivia, der sehr reiche Zilberlager
besitzt. Der größte Ort ist La paz (spr. paß; 57).
Chile nimmt den gesamten Küsteustreifen südlich von Peru, sowie die an-
grenzenden Nbhänge der Kordilleren ein. Zeine Hauptstadt ist Zantiago (335) und
sein wichtigster hafenort Valparaiso (144).
2. Die östlichen Vergländer und das mittlere Tiefland.
Nus dem großen südamerikanischen Tieflande erheben sich nahe der atlantischen
Küste das Bergland von Guayana und das Bergland von Brasilien.
1. Das Bergland von Guayana hat ein feuchtwarmes Tropenklima. Die
Berge sind dicht bewaldet; in den Tälern und aus den sumpfigen, ungesunden Küsten-
strichen werden Kaffee, Kakao und Zuckerrohr angebaut, von den zahlreichen Flüssen,
die auf dem Hochlande entspringen, sei der Orinoko genannt, der an seiner Mündung
ein vielverzweigtes Delta bildet.
2. Dar Bergland von Brasilien erhält besonders auf der dem Meere zugewendeten
Seite viele Mederschläge und ist daher quellenreich (Parana, Uruguay), hier dehnen
sich daher mächtige Urwälder aus, die u. a. Nutzhölzer und Kautschuk liefern. Zum Teil
sind sie aber von den Unsiedlern abgeholzt worden. Uuf dem Uckerlande, das man da-
durch gewonnen hat, baut man in den nördlichen, tropischen Gegenden Kaffee, Tabak,
Baumwolle und Zuckerrohr, in dem gemäßigteren Züden aber, wo sich u. a. viele Deutsche
niedergelassen haben, vorwiegend Getreide. Das regenarme und daher unfruchtbare
Binnenland befindet sich im Besitze einiger Indianerstämme, von den Mineralschätzen
des Brasilianischen Berglandes seien namentlich die kostbaren Edelsteine und Edel-
metalle (Gold und Platin) erwähnt. Der wichtigste Uusfuhrhafen des Gebietes ist
Uio de Janeiro (700).
3. Dar Tiefland breitet sich an den Flußläufen aus. Die Ebenen, die am
Orinoko liegen, heißen Llanos, die am Umazonenstrome Zelvas und die am Parana
Pampas.
a) Die Llanos (über I'/^rnal so groß als das Deutsche Heid)) werden von Steppen
eingenommen. Während der Regenzeit gleichen sie einem riesigen See. haben sich die
Wasser verlaufen, dann verwandelt sich das Land schnell in ein weites „Grasmeer", das unge-
zählten Herden von Rindern und Pferden als Weide dient. Unter der Einwirkung der
Sonnenglut vertrocknen jedoch die Gräser bald, und die Landschaft wird zu einer öden „Staub-
wüste". Infolge der langen Trocknis dorrt der Roden so aus, daß selbst tiefgehende Baum-
wurzeln keine Feuchtigkeit finden; daher fehlt es den Llanos an Wald.
b) Die Selvas (etwa 7mal so groß als das Deutsche Reich) erhalten während des
ganzen Iahres reiche Niederschläge. Da das Land so eben ist, daß die Wassermengen nur
langsam abfließen können, ist ein großer Teil des Gebietes versumpft. Wärme und Feuchtig-
keit haben ein außerordentlich üppiges Pflanzenleben hervorgerufen: die ganze weite Fläche
ist mit Urwald bedeckt, in dem ein dichtverschlungenes Pflanzengewirr das Vordringen des
Menschen erschwert. In den Wäldern leben Iaguare, Bären, Pumas, Affen, Papageien und