1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Naturlehre.
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Iv
hierzu bedient man sich vielfach einer Rolle. Das ist (Zig. 10) eine kreisrunde Scheibe
aus holz oder Metall, die um eine Achse drehbar ist. Ihr Rand hat eine Rinne,
in der sich eine Schnur leicht bewegen kann, ohne abzugleiten. Die
Achse ruht wie der Wagebalken der Rrämerwage in einer gabel-
förmigen Schere. Diese endigt in einem haken, der an einem
Dalken des Daugerüstes befestigt wird. Da die Rolle beim Gebrauche
an diesem Grte verbleibt, nennt man sie feste Rolle.
b) Gb man bei ihrer Anwendung wohl Rraft erspart? Um
das zu prüfen, hängen wir an die beiden Enden ihrer Schnur Ge-
wichte. Rehmen wir z. 13. als Saft 1 kg, so müssen wir, um das
Gleichgewicht herzustellen, als Rraft ebenfalls l kg verwenden. Es
zeigt sich ferner, daß einer Last von 2, 3, 4 usw. kg durch eine Rraft dt=Za^mm-ada
von 2, 3, 4 usw. kg das Gleichgewicht gehalten wird: an der festen = Kraftarm.
Rolle herrscht also Gleichgewicht, wenn Last und Rraft einander gleich
sind.—hierin stimmt die feste Rolle mit dem gleicharmigen Hebel überein. Lei beiden liegt
auch der Drehpunkt in der Mitte,- ferner greift bei beiden die Last auf der einen,
die Rraft auf der andern Seite an, und endlich sind Lastarm und Rraftarm bei
beiden gleich lang (als Halbmesser ein und desselben Rreises).
e) Dei Anwendung einer festen Rolle wird also keine Rraft erspart. Trotz-
dem benutzen wir sie, um der Rraft in vorteilhafter Meise eine andre Richtung
zu geben. Deweise dies für Hängelampen und Zuggardinen! Türen werden durch
ein herabfallendes Gewicht geschlossen. Führe andre Deispiele an!
Ii. Die bewegliche Rolle, a) Mollen die Arbeiter sehr schwere Lasten in
die höhe ziehen, so bedienen sie sich vielfach zweier Rollen. Sie bringen an einem
Dalken eine feste Rolle an. Dann befestigen sie in der Nähe an einem haken ein
starkes Seil. Dieses führen sie zunächst um eine zweite Rolle, deren Schere mit der
Last nach unten hängt, und darauf um die feste Rolle.
Ziehen sie nun an dem freien Ende des Seiles nach unten,
so dreht sich die zweite Rolle nicht nur um sich selbst,
sondern sie bewegt sich mit der Last auch aufwärts. Es
ist eine bewegliche Rolle.
b) Um zu erfahren, ob auf diese weise Rraft
erspart wird, stellen wir dieselbe Vorrichtung im kleinen
her (Fig. Ii). Darauf hängen wir an die Schere der
beweglichen Rolle I kg als Last. Um das Gleichgewicht
herzustellen, müssen wir an dem freien Ende der Schnur
V2 kg befestigen. Die Last zieht im Mittelpunkte der
beweglichen Rolle nach unten, die Rraft auf der einen
Seite der Rolle, in a, nach oben (warum?). Der gemein-
schaftliche Drehpunkt des Lastarmes und des Rraftarmes
liegt da, wo sich die Schnur auf der andern Seite an die Rolle anlegt, also in d.
Der Rraftarm der beweglichen Rolle ist daher doppelt so lang als der Lastarm, und
wir verstehen nun auch, daß sie sich im Gleichgewichte befindet, wenn die
Rraft halb so groß ist als die Last.
o) Messen wir jedoch die Wege, die von Rraft und Last zurückgelegt werden, so finden
wir, daß die Last nur halb so hoch gehoben wird, als die Rraft sich abwärts bewegt,