1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
12
Naturlehre.
Iv
durch erhält das Pendel einen Antrieb nach der andern Seite. Weil aber die Zähne des
Steigrades gleichweit voneinander entfernt find, wiederholt sich dieser Vorgang unverändert
gleichmäßig, während das Gewicht fortgesetzt ruckweise fällt. Vas Fallen des Gewichtes
unterhält also die Bewegung der Uhr, und durch die Schwingungen des Pendels wird ihr
Gang gleichmäßig. — warum würde die Uhr schneller und immer schneller gehen,
wenn das Perpendikel fehlte?
2. von den flüssigen Nörpern.
I. Die Oberfläche der Flüssigkeiten. Die einzelnen Teile der festen Körper
hängen so innig zusammen, daß sie oft nur mit Anstrengung voneinander getrennt
werden können (Beispiele!). Die Teile einer Flüssigkeit dagegen sind
leicht verschiebbar. Die Kraft, durch die sie untereinander zusammen-
hängen („Kohäsion"), ist also nur gering. Deshalb sinken die einzelnen
Teilchen einer Flüssigkeit infolge der Zchwerkraft so tief wie möglich. Erst
wenn keins mehr tiefer sinken kann, hört die Bewegung auf. Die Ober-
fläche einer jeden ruhenden Flüssigkeit ist daher stets wagerecht (5. I).
Wir füllen eine leicht nach oben gebogene (nicht zu enge) Glasröhre
fast ganz mit Wasser und verschließen ihre (Öffnungen, so daß eine kleine
Luftblase darin bleibt. Legen wir dann (mit Hilfe eines Lotes) das Glasrohr
wagerecht, so befindet sich die Luftblase genau in der Mitte. Umgeben wir
es zum Schutze mit einer Metallhülse, so daß sein oberer Teil
sichtbar ist, und befestigen wir das Ganze auf einer holz- oder
Metallplatte, dann haben wir eine Wasserwage oder Libelle
hergestellt (Fig. 18). — Wie untersuchen die Iimmerleute mittels
der Libelle, ob ein Balken wagerecht liegt?
2. verbundene Gefäße. Bei der Kaffee- oder der Gießkanne sehen wir,
daß die Flüssigkeit in der Kusflußröhre ebenso hoch steht wie in der Kanne selbst,
so sehr wir diese auch neigen mögen. — Wir nehmen einen Glaszylinder und ver-
schließen die untere (Öffnung mit einem Korke. Durch diesen stecken wir eine ge-
bogene Glasröhre so hindurch, daß Wasser (oder irgend eine andre Flüssigkeit) un-
gehindert aus dem Zylinder in die Köhre fließen kann und umgekehrt. Gießen wir
nun Wasser in den Zylinder, so strömt es auch in die Köhre. Nach einigem Ein-
und herschwanken kommt es zur Kühe und steht dann in dem Zylinder und in
der Köhre gleich hoch. Dasselbe beobachten wir bei allen verbundenen Gesäßen.
stuf dem Gesetze der verbundenen Gefäße beruht der Springbrunnen. Stelle dir
aus einem Trichter, einem Gummischlauche und einer Glasröhre, die in eine Spitze ausgezogen
ist, einen Springbrunnen her! — vie Keibung an der Ausflußöffnung, der Widerstand der
Luft und die Schwerkraft hindern allerdings den Wasserstrahl, ganz so hoch zu steigen, wie das
Wasser im Trichter steht. — Die wichtigste Anwendung finden die verbundenen Gefäße in der
Wasserleitung. Beschreibe sie! — Die (Quellen sind gleichsam natürliche Wasserleitungen.
Das Begenwasier sickert in den Boden ein, sammelt sich und tritt an tieferen Stellen als
„(Quelle" wieder hervor. Befinden sich solche unterirdischen Wasserbehälter zwischen „undurch-
lässigen" Erdschichten (Ton, Mergel), so kommt das Wasser erst dadurch „zu Tage", daß man
die darüberliegenden Schichten durchbohrt. Das Wasser kaun dann durch Pumpen (S. 18)
heraufbefördert werden. Wenn es aber aus höher liegenden Erdschichten zur Bohrstelle hinab-
dringt, dann sprudelt oder springt es aus dem Bohrloche heraus: „artesischer Brunnen" (nach
der französischen Landschaft Artois).