1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Naturlehre.
Iv
wir rollen ein Blatt Papier zu einer Bohre zusammen und zünden das eine Ende an.
Bringen wir in den Rauch, der am andern Ende ausströmt, ein brennendes Streich-
holz, so entsteht eine Flamme. — 3n einer porzellanschale erhitzen wir etwas wachs
oder Stearin. Nähern wir den Dämpfen, die aus der geschmolzenen Masse auf-
steigen, ein brennendes Streichholz, dann flammen sie auf. Rus diesen Beobachtungen
erkennen wir, daß die Flamme ein brennendes Gas ist, und daß ein Rörper
nur dann mit Flamme verbrennt, wenn er vor dem Brennen oder während des-
selben in Gas verwandelt wird.
o) Betrachten wir eine Flamme, z. B. die einer Rerze
(Fig. 75), so sehen wir im Innern einen dunklen Bern (a).
halten wir das Ende einer Glasröhre hinein, so strömt aus
dem andern Ende der Röhre ein weißlichgrauer Rauch hervor,
der sich an einem brennenden Streichholze sofort entzündet. In
dem dunklen Rerne befinden sich also die Gase, die von dem
Dochte aufsteigen, (warum brennen sie in dem innersten Teile
der Flamme noch nicht?) wird das Sicht ausgelöscht, so steigen
sie als Rauch empor, der sich anzünden läßt.
Den dunkelen Rern umgibt ein helleuchtender Mantel (b).
— wir halten ein Rartenblatt einen Rugenblick wagerecht mitten in die Flamme.
Ziehen wir es dann rasch heraus, so sehen wir, daß sich darauf Ruß in Form
eines Ringes abgeschieden hat. In dem Hellen Mantel sind also Rohlenstoff-
teilchen vorhanden, die sich an dem (kälteren) Rartenblatte abgesetzt haben. Sie
können nur aus den Gasen stammen, die in dem Mantel brennen, welche Be-
deutung die Rohlenstoffteilchen hier haben, zeigt uns ein Eisen- oder Platindraht,
den wir in eine schwach leuchtende Spiritusflamme halten: er glüht, so daß die
Flamme hell leuchtet. So erhöhen auch die in dem Mantel glühenden Rohlenstoff-
teilchen die Leuchtkraft der Flamme.
5ln der Außenseite des Mantels erkennen wir einen schwachleuchtenden
Saum (c). — Legen wir einen Holzspan quer durch die Flamme, so entzündet er
sich zuerst an den beiden Stellen, die in diesem Saume liegen. Das ist also der
heißeste Teil der Flamme; denn der Sauerstoff der Luft kann ungehindert hinzu-
treten. — wollen wir also durch eine Flamme große Hitze erzeugen, dann müssen
wir ihr viel Luft zuführen (Blasebalg!). Um dagegen ihre Leuchtkraft zu erhöhen,
brauchen wir nur feste Rörper darin zum Glühen zu bringen, hängen wir z. B.
ein feinmaschiges Tüllgewebe, das mit einer Lösung von unverbrennlichen Salzen
getränkt ist, in eine Gasflamme, so strahlt dieser „Glühstrumpf" Helles „Glühlicht"
aus. hierbei wird also ein Teil der Wärme in Licht umgewandelt.
Iv. von den Reizstoffen.
I. Der Kohlenstoff, a) wenn wir im Ofen holz verbrennen, bleibt schließlich
nur (unverbrennbare) Rsche zurück, verschließen wir aber die Ofentür luftdicht, ehe
alles holz verbrannt ist, dann finden wir nach dem Ausgehen des Feuers auch noch
Rohlenstücke. — wir schieben einen brennenden Holzspan langsam in ein Probier-
glas. während er außerhalb des Glases lebhaft weiter brennt, verbrennt der andre
Teil nur unvollständige er „verkohlt". Die zurückbleibende schwarze Masse besteht