1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Iv
Naturlehre.
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b) Das Glas wird in „Glashütten" hergestellt, indem man reinen Ouarzsand
zusammen mit Soda oder Pottasche und Kalkstein in einem sehr heißen Ofen
schmilzt. Mit Hilfe eines langen, eisernen Rohres, der „pfeife", geben die Glasbläser
der noch glühenden, zähen Masse die gewünschte Form eines Trinkglases, einer
Flasche u. dgl. Sie verfahren dabei ähnlich wie die Rinder beim Herstellen von
Seifenblasen. — Um Glasscheiben zu erhalten, bläst man erst große Zylinder. Diese
werden der Länge nach aufgeschnitten oder gesprengt und dann glatt gestreckt. —
Die großen „Spiegelscheiben" der Schaufenster u. dgl. werden „gegossen". Man bringt
die flüssige Glasmasse auf eine glatte Platte und walzt sie aus. — Setzt man zu der
Glasmasse geeignete Metalloxyde, so erhält man gefärbte Gläser. Die grüne oder
braune Farbe des Flaschenglases z. B. wird durch Zusatz von Eisenoxyd erzeugt.
Durch einen Zusatz von Zinnoxyd erhält man das „Milchglas", das z. B. zur Her-
stellung von Lampenglocken Verwendung findet.
3. Der Ton ist außerordentlich verbreitet und findet sich in oft mächtigen
Lagern. In trockenem Zustande kann man ihn leicht zerreiben. Rühren wir ihn aber
mit Wasser an, so läßt er sich kneten und formen. Stellen wir aus der „plastischen",
zähen Masse eine Schale oder dgl. her und füllen sie mit Wasser, so sehen wir, daß
es durch den Ton nicht zu sickern vermag. Deshalb bilden die Tonlager „undurch-
lässige" Schichten, über denen sich oft viel Grundwasser (S. 62) ansammelt. Da der
Ton begierig Wasser aufnimmt, klebt er an der Zunge, hauchen wir ihn an,
oder erwärmen wir ihn, so nehmen wir einen Geruch wie von verbrannten
Rnochen wahr, den sog. „Tongeruch". Legen wir einen Tonklumpen in das lebhaft
brennende Feuer eines Gfens, so wird er steinhart. Bei diesem „Brennen" werden
nämlich die schmelzbaren Bestandteile des Tones flüssig. Dieser glasartige „Fluß"
durchdringt die andern, unschmelzbaren Bestandteile und verbindet sie beim Erkalten
fest miteinander.
Tin wichtiger Bestandteil des Tones ist ein sehr leichtes, silberweißes Metall,
das Aluminium. Da es bei gewöhnlicher Temperatur nicht oxydiert, und sich
ferner bequem ausziehen, walzen, sowie hämmern läßt, wird es zu Löffeln, Dosen,
Feldflaschen und andern Gebrauchsgegenständen, sowie zu Schmucksachen verarbeitet. —
Der Ton ist durch Zersetzung (Verwitterung) feldspathaltiger Gesteine entstanden und
häufig durch andre Stoffe verunreinigt. Der reinste Ton ist die weiße
4. Porzellanerde, aus der Teller, Tassen, Vasen und viele andre Porzellan-
gegenstände hergestellt werden. Die Porzellanerde widersteht aber dem stärksten
Feuer. Um sie zu schmelzen, muß sie daher mit einem „Flußmittel" (Feldspat,
Ouarz und Ralk) vermischt werden. Alle diese Stoffe werden fein zermahlen, sorg-
fältig gereinigt und zu einem plastischen Teige verarbeitet, aus dem man Teller,
Tassen usw. formt. Nachdem die fertigen Gegenstände getrocknet sind, werden sie
zunächst schwach gebrannt, wobei die Flußmittel die Porzellanerde durchdringen wie
Gl das Papier. Da die Gegenstände aber eine feste, glatte Oberfläche erhalten
müssen (warum?), werden sie in eine milchartige Flüssigkeit getaucht, in der jene
Flußmittel gleichfalls enthalten find, und nochmals gebrannt. Infolgedessen bedecken
sie sich mit einem dünnen, glasartigen Überzüge, mit einer „Glasur".
3. Der Töpferton ist meist gelb oder rötlich gefärbt, mit Ralk und Eisen
verunreinigt und ohne Zusatz eines Flußmittels schmelzbar. Man verwendet ihn zur
Herstellung von Töpfen, Tellern, Schüsseln und allem andern „irdenen Geschirr".