1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Naturlehre.
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fette (fette und flüchtige (Die; f. Iii, 5. 70 u. 83) finden sich hauptsächlich in Früchten
und Samen (Leispiele!). Die tierischen Fette sind fast alle fest (Ausnahme: Lebertran!).
Die festen Fette werden durch Ausschmelzen gewonnen (Talg), die (Die dagegen durch
Auspressen oder durch Auskochen mit Wasser. Alle Fette sind nämlich in Wasser unlöslich
und sammeln sich auf seiner Oberfläche an (warum?). — wir lösen Soda in Wasser auf
und gießen etwas Gl hinzu. Schütteln wir die Flüssigkeit, so wird sie milchig. Vas Gl
hat sich nämlich in viele, sehr kleine Tröpfchen verteilt und kann nun mit der ganzen
Mischung ausgegossen werden. Um unser Kochgeschirr von Fett zu reinigen, tun wir
daher Soda in das Abwaschwasser. Aus den Kleidern entfernen wir Fettflecke zumeist
durch Benzin, das Fett auflöst. — Ganz reine Fette sind geruchlos; an der Luft
werden sie aber durch Aufnahme von Sauerstoff übelriechend, „ranzig". Beim ver-
brennen von Fetten bildet sich Leuchtgas (versuch!); sie bestehen also aus Kohlen-,
Sauer- und Wasserstoff. Da sich die Fette aber erst bei hoher Temperatur
(300 0) zersetzen, also viel heißer als Wasser werden können, benutzen wir sie im
haushalte, um Fleisch und andre Speisen zu braten. Dabei bleibt das Fleisch zu-
gleich schmackhaft. Legen wir nämlich Fleisch in heißes Fett, dann gerinnt das Eiweiß
der äußeren Schicht, so daß der wohlschmeckende Fleischsaft zurückgehalten wird, was
geschieht dagegen, wenn wir Fleisch mit kaltem Wasser „ansetzen"? — Die Fette
sind die wichtigsten „Brennstoffe" des Körpers (f. Iii, S. 63). Darum genießen die
Bewohner kalter Länder fettreiche Speisen, und die Grönländer trinken sogar Tran.
wie wir wissen, werden die Fette als heiz- und Veleuchtungsstoffe ver-
wendet (Beispiele!). Einige Gle, z. B. das Leinöl, erhärten an der Luft; sie dienen
darum als Firnis zum Anstrich. Kneten wir Leinöl mit Kreide zusammen, so erhalten
wir den „Glaserkitt". Fette aller Art werden endlich auch zur
5. Seifenbereitung benutzt, a) In einer großen porzellanschale schmelzen wir Talg,
setzen Natronlauge (5.74) hinzu und kochen unter beständigem Umrühren, bis die Masse Fäden
zieht. Dann fügen wir Kochsalz bei, kochen noch einige Zeit und lassen das Ganze erkalten.
Dabei scheidet sich aus der wässerigen Lauge ein fester Körper ab: wir haben Seife her-
gestellt. Ähnlich bereitet der Seifensieder die „Kern-" oder „Natronseife" im großen. Ver-
wendet er Kalilauge, ohne Kochsalz hinzuzufügen, so erhält er die „Schmier-" oder „Kaliseife"
(Name?), die besonders zum Scheuern und waschen gebraucht wird.
d) wir wissen bereits, daß sich Seife in Wasser auslöst (5. 63). Dabei wird gleich-
zeitig Natron- oder Kalilauge frei. Diese verbindet sich beim waschen mit den auf dem
Körper oder in den Stoffen vorhandenen Fetten zu löslicher Seife, die ebenso wie der an-
haftende Staub und Schmutz durch Wasser weggespült wird.
Xii. Von der Gärung.
I. Die geistige Gärung, a) Bleibt klarer, süßer Gbsksafk längere Zeit in
einem offenen Glase stehen, so sieht man Gasbläschen aufsteigen. Der Saft wird
trübe und beginnt zu schäumen: er „gärt". Mit Hilfe des Mikroskopes erkennt man
darin unzählige Zellen des Hefepilzes (f. Iii, 5. 110). wenn die „Gärung" beendet
ist, schmeckt die Flüssigkeit nicht mehr süß, sondern branntweinartig.
b) Um diesen Vorgang zu verstehen, gießen wir eine dünne Zuckerlösung in
eine Gasentwicklungsflasche, setzen ein wenig Bierhefe zu, führen das gebogene
Glasrohr in Kalkwasser und erwärmen die Flüssigkeit gelinde (auf etwa 20"). Da
das aus der schäumenden Lösung aufsteigende Gas das Kalkwasser trübt, haben wir
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