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1903 -
Berlin
: Schnetter
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Landesgestüt an; die Schafzucht wurde durch Veredelung der Rassen ge-
fördert. Die größten Verdienste erwarb sich Friedrich Wilhelm dadurch, daß
er große Landesstrecken urbar machen ließ. Das Rhin- und Havelländische
Luch wurde durch zwei große und durch viele kleine Gräben trocken gelegt
und für den Ackerbau und die Viehzucht gewonnen. Auf seinem eigenen
Besitz legte hier der König die Musterwirtschaft Königshorst an, die für die
Viehzucht und Bntterbereitnng nach holländischer Art vorbildlich wirkte. Ein
Holländer, der die Butter- und Käsebereitung gepachtet hatte, mußte Bauern-
töchter als Mägde annehmen und in der Meierei unterweisen. Rach zwei-
jähriger Übung fand die Prüfung statt. Der König probierte dann selbst
die Butter und zahlte für gute Leistungen 300 Mark in den Brantschatz.
Besonders viel tat der König für Ostpreußen, wo zu Anfang seiner Regierung
die Pest herrschte. Tausende starben dahin; ganze Dörfer waren entvölkert.
Da rief der König Ansiedler ans Mittel- und Süddentschland herbei und
gab ihnen Ländereien, Vieh und Ackergeräte. Auf 10 Jahre erließ er ihnen
die Steuern. In Ostpreußen siedelte er auch 20 000 Salzburger an, die der
Erzbischof Firmian ihres Glaubens wegen verfolgte. 18 Millionen Mark
gab der sonst so sparsame König für Ostpreußen ans. Hier allein wurden
ein Dutzend Städte und gegen 400 Dörfer neu gegründet. — Auch in den
Städten der anderen Provinzen förderte der König die Bautätigkeit. In
Berlin verlängerte er die Friedrichstraße um die Hälfte und begann den Bau
der Wilhelnistraße mit ihren Palästen. Potsdam kann man des Königs
eigenste Schöpfung nennen. Mit den Worten: „Der Kerl hat Geld, muß
bauen!" zwang er die reichen Leute, Häuser zu bauen.
g) Sorge für Handel und Gewerbe. Der König sorgte auch für
Handel und Gewerbe. Die Handwerker erhielten Vorschriften, wie sie Gesellen
und Lehrlinge halten sollten. Er unterstützte besonders die Wollwebereien
und Tuchfabriken; indem er die Einfuhr fremder Wolle und das Tragen aus-
ländischer Tuche verbot. Er wollte dadurch verhüten, daß das gewerblich
höher entwickelte Sachsen Preußen mit Waren versorgte. In Berlin gründete
er das Lagerhaus, eine große Tuchfabrik. Seine unermüdliche Tätigkeit hatte
den Erfolg, daß preußische Tuche selbst im Auslande (Rußland) gesucht
wurden. Der Handel der großen Städte Stettin, Magdeburg und Berlin
wurde bedeutender. Namentlich blühte Berlin ans durch einen regen Durch-
gangsverkehr von Breslau nach Hamburg und auch durch einen bedeutenden
Eigenhandel.
h) Sorge für die Bildung des Volkes. Für Kunst und Wissen-
schaft tat Friedrich Wilhelm nichts. Selbst die Akademie in Berlin ließ er
fast eingehen. Dagegen lag ihni das Volksschulwesen sehr am Herzen. Er
gründete mit geringen Mitteln 1800 Volksschulen und führte den Schul-
zwang ein; er befahl, daß jedes Kind vom fünften bis zwölften Jahre die
Schule besuche; es sollte im Lesen, Schreiben und Rechnen und in Religion
unterrichtet werden. Mit Recht nennt man ihn den Begründer der preußischen
Volksschule.
2. Äußere Regierung. Trotz seiner großen Vorliebe für die Soldaten