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1903 -
Berlin
: Schnetter
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
stehende Heer nicht vermehrt worden. Von allgemeiner Wehrpflicht konnte
gar nicht mehr die Rede sein, da 25 000 junge Leute jährlich dienstfrei blieben.
Der König liest deshalb durch Roon dem Abgeordnetenhause folgenden Plan
vorlegen: 1. Das stehende Heer sollte auf 200 000 Mann (1% der Be-
völkerung) erhöht werden. 2. Die Dienstzeit der Reserve sollte auf 7 Jahre
(3 Jahre Linie, 4 Reserve) verlängert, die der Landwehr auf 9 Jahre ver-
kürzt werden. Bei einer Mobilmachung (Stellung auf Kriegsfuß) brauchte
dann nur die Reserve einberufen zu werden, die junge Leute bis zum
27. Lebensjahre umfaßte. Die Landwehr folgte erst im Notfälle. Aber das
Abgeordnetenhaus bewilligte nicht die Geldmittel, die zur Vermehrung und
Neugestaltung des Heeres erforderlich waren. Da war es ein Glück, daß
König Wilhelm Bismarck zu seinem Ministerpräsidenten berief. Dieser größte
Deutsche seines Jahrhunderts war wie sein König überzeugt, daß die deutsche
Frage nur durch Blut und Eisen entschieden werden konnte. Deshalb ließ
er ohne Genehmigung des Landtages die Gelder einziehen und ausgeben,
die für die Vermehrung des Heeres notwendig waren. Der Segen dieser
Maßregel sollte sich bald zeigen.
3. Die erste Waffenprobe. (Der dänische Krieg 1864). a) Ver-
anlassung zu ui dänischen Kriege. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und
Holstein hatten seit dem Jahre 1460 den dänischen König zu ihrem Herzog.
Sie hatten es sich feierlich verbriefen lassen, daß sie ihre eigene Verwaltung
lind Verfassung behielten und nie voneinander'getrennt („up ewig ungedeelt")
werden konnten. Entgegen dieser Bestimmung drangen aber die Eiderdänen
darauf, Schleswig als Provinz Dänemark einzuverleiben. Der König
Christian Ix., der 1863 den dänischen Thron bestieg, fügte sich den Wünschen
der Eiderpartei und ließ durch Gesetz die Vereinigung Schleswigs mit Däne-
mark verkündigen. An die Stelle der deutschen Sprache sollte nun die
dänische als herrschende treten. Da riefen die Schleswig-Holsteiner ihre
deutschen Brüder um Hilfe an. Bismarck brachte ihnen diese; er wußte
Österreich zuni vereinten Vorgehen gegen Dänemark zu bewegen. Da die
Dünen ihre Absichten auf Schleswig nicht aufgeben wollten, kam es 1864
zum Kriege.
d) Danewerk, Düppel und Alsen. Im Februar 1864 rückten 45 000
Preußen und Österreicher erst in Holstein und dann in Schleswig ein. Der
Oberbefehlshaber war der alte Generalfeldmarschall Wrangel, der aber später
zurücktreten mußte. Die Preußen befehligte Prinz Friedrich Karl, die
Österreicher General Gablenz. Die Dänen lagen hinter ihrem Danewerk,
einem etwa 80 km langen Schanzenwerk westlich von Schleswig. Als aver
die Österreicher in der Front angriffen und die Preußen gleichzeitig über
die Schlei vorgingen, räumten die Dänen das Danewerk freiwillig. Sie
zogen sich mit ihrer Hauptmacht nach den 10 Düppeler Schanzen zurück,
die sie auf der Halbinsel Snndewitt gegenüber von Alsen errichtet hatten.
Die Dänen hielten diese Stellung für uneinnehmbar. Aber nach wochen-
langer Belagerung erstürmten die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl
die Düppeler Schanzen am 18. April. Die nicht gefallenen oder gefangenen