Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 3 - S. 178

1906 - Berlin : Klinkhardt
178 105. Die Moose. überall im Reiche der Gewächse, welche den Schemel der Füße Gottes schmücken, findet der Sinn für Schönheit reiche Nahrung. Aus allen Pfianzengebilden leuchtet der empfindenden Seele bei näherer Betrachtung Anmut und Lieblichkeit entgegen. Wir können nicht sagen, welche unter den Pflanzen die schönste sei; denn jede ist schön in ihrer eigentümlichen Weise, von dem ge- ringsten Moospflänzchen an bis zu dem Weinstock und der königlichen Palme, und jede Pslanzenart wird immer schöner, je näher wir sie kennen, je deutlicher das eigentümliche innere Leben und ihre Aus- gabe im Haushalte der Natur uns vor die Seele tritt. Anmut, Eben- maß und Harmonie zur Darstellung eines eigentümlichen sinnigen Gottesgedankens finden wir in jeder Pflanzenfamilie. Man betrachte z. B. die bescheidenen Moose. 2. Aus den Fugen der Felsblöcke, über welche die klare Quelle perlt, sprossen die winzigen Moospflänzchen in wundervoller Zartheit und Frische. Im Silberschaume des Wasserfalles baden liebliche Wassermoose ihre lebensgrünen Blättchen, und wo nur ein Tröpflein Himmelstau den starren Felsen benetzt, da umkränzen zarte Gräschen und Moose und genügsame Flechten die öden Riffe. Selbst in den düsteren, kühlen Domen überhängender Felsen, wohin kein Strahl der Sonne dringt, sind die Wände mit Moosen und Flechten ge- schmückt. In den grünen Teppichen, welche den feuchten Waldgrund bedecken, schlingen unzählige gesellige Moospflänzchen ihre zierlichen Blätter brüderlich ineinander, um in die große Harmonie des Lebens zum Lobe des Ewigen einzustimmen. 3. Genügsam in ihren Bedürfnissen, unermüdlich in ihrem ein- trächtigen, bescheidenen Zusammenwirken, vereinen sie ihre kleinen unscheinbaren Kräfte zu einem unschätzbaren Dienste im Haushalte der Natur. Die Moosdecke schützt den Bergwald und die benachbarten Fruchtgefilde vor dem Ausdorren durch die Angriffe der Sonne und des Windes; sie entlocken wie ein mächtiger Saugschwamm den vor- überziehenden Wolken ihre Feuchtigkeit und ziehen wie eine Schar von anbetenden Seelen den Segen des Himmels herab, indem sie den Boden der Erde in beständigen Verkehr setzen mit der Schatzkammer der Atmosphäre. Fällt der Regen in Strömen auf die Berglehne nieder, so fängt das Moosgewebe die Fluten des Himmels auf, bricht ihre Gewalt,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer