1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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§ 26. Die Alpen.
1. Lage und Ausdehnung. Die Alpen, in welchen sich die höchsten
Berge Europas befinden, liegen in der Mitte zwischen Pol und Äquator.
Sie beginnen am Mittelmeer und laufen zuerst etwa 250 km in nördl.
Richtung bis zum Montblanc; dann biegen sie nach 0 uni und teilen sich
jenseit des Brennerpasses in einen nordöstl. und südöstl. Flügel, von denen
ersterer an der Donau, letzterer beim Adriatischen Meere endet. Die Höhe
der Alpen nimmt in: allgemeinen von W nach 0 hin ab, ihre Breite hin-
gegen zu; nach Italien hin haben sie den steilsten Abhang. Die ganze Lange
beträgt etwa 1000 km, die Breite im Mittel 200 km, die Fläche etwa
200 000 qkm.
2. Einteilung. Die Alpen bestehen aus vielen Gruppen und Ketten^
die durch Längen- und Quertäler voneinander getrennt sind. Eine Linie
vom Bodensee durch das Rheintal über den Spliigenpaß zum Komersee
teilt sie in die W e st - und O st a l p e n. Nach dem Gestein unterscheidet
man Gneisalpen und K a l k a l p e n. Die Gneisalpen bestehen aus
Urgestein (Gneis, Granit, Schiefer) und bilden den Jnnengürtel der Alpen:
ihnen sind zu beiden Seiten die Kalkalpen vorgelagert, nur bei den West-
alpen fehlen diese an der italienischen Seite.
3. Klima und Naturerzeugnisse. Die einzelnen Teile der Alpen
haben ein recht verschiedenes Klima. Auf die Wärme- und Feuchtigkeits-
verhältnisse der Täler ist von Einfluß, nach welcher Himmelsrichtung sie
sich öffnen, ob sie also den warmen Süd- oder den kalten Nordwinden, den
feuchten West- oder den trockenen Ostwinden Zutritt gestatten. Ferner ist
die Wärme wesentlich von der Höhenlage abhängig, denn bei je 170 m Er-
hebung sinkt die Jahreswärme im allgemeinen um Io. - Wie alle hohen
Gebirge, so haben auch die Alpen einen sehr reichlichen Regen- und Schnee-
sall, und sie sind daher der Quellbezirk zahlreicher Flüsse. Am Rande der
Kalkalpen sind viele herrliche Seen, in denen die Flüsse ihr schmutziges
Wasser klären. Die höchsten Spitzen der Alpen sind mit ewigem Schnee
bedeckt. Nach dem Pflanzenwuchs unterscheidet man drei Höhenstufen:
B o r a l p e n, M i t t e l a l p e n und H o ch a l p e n.
Die V o r a l p e n reicheil bis zur Grenze des Baumwuchses (1600 m) und
sind reich an Wald (unten Laubholz, oben Nadelholz), Frühlingsweiden, Äckern
und dichtbevölkerten Tälern. Tie M i t t e l a l p e n (bis zur Schneegrenze)
haben vortreffliche, mit Gras, Blumen und gewürzreichen Kräutern bedeckte
Wiesen (Alpen, Aluren), im Sommer von zahlreichen Herden belebt (Senne;
Käsebereitung); hier ist auch die Heimat der den: Alpenlaude eigeutürnlichen
Tiere: Murnreltier, Gemse, Steiubock. In den Hoch alpen kommen nur noch
einige Flechten und Moose vor.