1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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2. Klima, Produkte, Bevölkerung. Das Klima der Inseln ist
milde und feucht, die Winter sind wärmer, die Sommer kühler als in Nord-
deutschland (viel Nebel). Myrte und Lorbeer gedeihen im 8 im Freien,
aber Wein reift selten. Wald ist wenig vorhanden, aber schöne Baum-
gruppen finden sich häufig auf Wiesen und Feldern und machen die Land-
schaft parkartig. Die Wiesen sind üppig und die Äcker fruchtbar, daher standen
Biehzucht und Ackerbau früher in hoher Blüte. Aber infolge des Aufschwungs
der Industrie und des billigen ausländischen Getreides blieb der Ackerbau
nicht mehr lohnend, und gute Weizenücker wurden in Weiden und Jagd-
gebiete verwandelt. Die Viehzucht, besonders die Schafzucht, ist heute noch
erheblich, und das Meer liefert reiche Ausbeute an Fischen, Austern und
Hummern: es müssen aber Nahrungsmittel aller Art eingeführt werden.
Der größte Reichtum des Landes besteht in seinen unerschöpflichen Kohlen-
gruben und reichen Eisenlagern. Daher entstand in England eine groß-
artige Fabüktätigkeit. Die Erzeugnisse der Industrie (Baumwollen-,
Wollen-, Leinen-, Stahlwaren usw.) tragen Englands Schiffe in alle Länder,
namentlich in die eigenen Kolonien und düngen von dort Rohstoffe für
die Fabriken zurück. England ist die Beherrscheün des Meeres; es hat die
größte Kriegs- und Handelsflotte. — Die Engländer sind Germanen, tat-
kräftig, ausdauernd und selbstbewußt. Die herrschende Kirche ist in England
die bischöfliche, in Schottland die presbyteüanische, in Irland die katholische.
— Neben unermeßlichem Reichtum, der sich in den Händen verhältnismäßig
weniger angehäuft hat, findet sich, besonders in den großen Städten, viel
Armut und unsägliches Elend. Die allgemeine Schulbildung steht der in
Deutschland nach.'— Die Thronfolge umfaßt auch die weibliche Linie.
3. Landschaften und Städte, a) England (mit Wales) ist kaum 4 mal so
groß, hat aber fast 13 mal so viel Einwohner als die Provinz Hannover. Der größte
Teil Englands ist wellenförmige Tiefebene mit fruchtbarem Ackerboden und schönen
Wiesen. Im nordöstl. Gebirgslande find die Hauptbezirke der Eisen- und Kohlen-
lager und der Fabüken. Wales hat zwischen nackten Bergkuppen teilweise recht
fruchtbare Täler und der 8 reiche Steinkohlen- und Eisenlager.
London , mit Vororten über 7 Mill. Einw., ist die größte Stadt und der
erste Welthandelsplatz der Erde. Die weit ausgedehnte Stadt liegt zu beiden
Seiten der Themse da, bis wohin die größten Seeschiffe (bei Flut) noch gelangen
können, und hat schöne Parks und viele Untergrundbahnen. In der Altstadt (City)
sind die wichtigsten öffentlichen Gebäude und die großen Kaufhäuser, in den Vor-
städten meist Einfamilienhäuser mit schönen Gärten. Die Vorstadt Greenwich
(grinitsch) hat eine berühmte Sternwarte. Am Kanal liegen das stark befestigte
Dover, von wo man in 1 % Stunden nach Calais fährt, die Kriegshäfen
Plymouth (plimmöß) und Portsmouth und die wichtige Hafenstadt
Southampton, der Ausgangspunkt vieler Dampferlinien. Die schöne
Insel Wight (ueit) schützt die beiden letzten Häfen vor den Stürmen des Kanals