1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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und Winter, zwischen Tag und Nacht ist stärker als in England, abex weniger stark
als in Rußland. England hat reines Küstenklima, Rußland das Klima eines Binnen-
landes.
2. Besonders milde ist das Klima im Rheintal und in seinen Neben-
tälern. Deshalb gedeihen hier Weizen, Gerste, Hopfen, Tabak und alle
Obstsorten, auch Eßkastanien, Pfirsiche, Walnüsse, Aprikosen, besonders
Kirschen und Wein. Am kältesten und trockensten sind die Provinzen Ost-,
Westpreußen und Posen. Darum treten hier als wichtigste Fruchtarten
Roggen, Hafer, Kartoffeln auf. Manche Gebirgsgegenden Deutschlands
sind so kalt, daß die wasserreichen Höhen nur noch Nadelwald tragen, während
auf niedrigen Bergzügen die herrlichsten Laubwälder sich ausbreiten. -
Der Boden Deutschlands ist reich an den mannigfaltigsten Schätzen, iveil
er sich aus verschiedenartigen Schichten aufbaut. Am wichtigsten ist der
Reichtum au Kohle und Eisen.
3. Deutschland hat eine einheitliche Bevölkerung. Die Deutschen
sind Germanen. Man unterscheidet Ober-, Mittel- und Niederdeutsche.
Oberdeutsche Stämme sind die Bayern, die Schwaben, die Alemannen,
mitteldeutsche die Schlesier, die Obersachsen, die Thüringer, die Hessen und
die meisten Franken, niederdeutsche die Niederfranken, die Niedersachsen
nebst Friesen. (Den Niederdeutschen stehen die Niederländer, den Ober-
deutschen die Österreicher nahe.) Jeder Stamm hat seine besondere Mundart
(Dialekt). Die Niedersachsen sprechen plattdeutsch, d. i. die Sprache des
Flach' oder platten Landes im Gegensatz zur Sprache des Berglandes.
Alle Deutschen haben ein gemeinsames Schriftdeutsch. Luthers
Bibel hat die einheitliche Sprache geschaffen. — Nicht deutsch sind im 0
über 3 Mill. Slaven (in der Hauptsache Polen, jetzt auch in einigen Kolonien
des westfälischen Bergbau- und Industriegebietes, ferner Kassuben und
Masuren), im W 200 000 Franzosen, im N140 000 Dünen. — Gemein-
s a in ist die R e l i g i o n; die Deutschen sind Christen (nur 600000 Juden).
Fast 2/3 der Bewohner sind Evangelische, namentlich im N, reichlich V3
Katholiken, vorwiegend im 8 und W. In der Provinz Hannover sind
außer einigen Stadtgemeinden das Eichsfeld und die Grafschaften Lingen
und Meppen katholisch.
Die meisten deutschen Stänrme sind jetzt in einem Reiche vereint,
verbunden durch die gemeinsame Verfassung. Der Deutsche ist durch sie Staats-
bürger geworden. Durch den gewählten Abgeordneten im Reichstage nimmt er
an der Regierung des Landes teil. Seinen Rechten entsprechen Pflichten; er
muß für das Gedeihen und die Sicherheit des Deutschen Reiches eintreten. — Das
deutsche Volk ist eine w a ch s e n d e M a ch t. Aus den 541000 qkm, die es heute
umfaßt, wohnten 1816 nur 25 Mill. (46 auf 1 qkm), 1866 schon 40 Mill. (74),
1891 aber 50 Mill. (92) und 1907 fast 62 Mill. (115) Menschen. Wo vor 90 Jahren
2 Menschen lebten, leben jetzt 5. Am meisten wuchs die Bevölkerung der Industrie-