1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Strich Landes zwischen Saale und Elbe um Halle herum, der im Regen-
schatten des Harzes liegt. Die Nähe Rußlands bedingt die niedrige Jahres-
wärme, die nur an wenigen Stellen der Ebene 8" erreicht; Breslau hat
6° (Hannover 9°). In gleicher Breite liegen Köln (Jahreswärme 8°),
Leipzig (7n), Breslau (6 °); Dresden hat infolge geschützter Lage ein mildes
Klima, 90.
5. Erzeugnisse und Bewohner, a) Die Erzlager und die Kohlen
schätze haben den Berg b a u ins Leben gerufen. Das Kohlengebiet O b e r -
schlesiens ist nächst dem Ruhrbecken das ergiebigste in Deutschland:
2—4 m dicke, leicht auszubeutende Flötze; die Fläche 5000 bis 6000 cchm
(= Regierungsbezirk Hannover); 50 Gruben, viele staatlich (Königshütte),
jährliche Förderung 30 Mill. t; der Vorrat reicht wohl für 1000 Jahre.
Die schlesische Kohle dient vor allem der Industrie und dem Verkehre im 0.
Ganz besondere Bedeutung hat sie für Breslau und Berlin. Sie wandert
über die russische Grenze und kauft uns Korn. Aber auch an Ort und Stelle
muß sie arbeiten: sie muß die Eisenerze verhütten, Zink und Blei gewinnen
helfen. Oberschlesien ist e r st e s Z i n k l a n d der Welt. '/3 killen Zinks
erzeugt Deutschland und hiervon Oberschlesien 7/s*
Die reichen Wasserkräfte haben hier früh die Gewerbetätigkeit gefördert.
Der ertragreiche Flachsbau führte zur Spinnerei und Leinwandweberei. An deren
Stelle ist in manchen Orten das Spinnen und Weben von Wolle und Bnuunvolle
getreten. Tie schlesischen Weber, die trotz ihrer bedrängten Lage ihre heimatliche
Scholle nicht verlassen wollten, sind oft Gegenstand des Mitleids gewesen. Die
Tuchindustrie in Görlitz, Bautzen u. a. Städten am Rande des Berglandes griindet
sich auf früher stark betriebene Schafzucht im Odergebiete. Breslau ist als Woll-
markt bekannt.
6) An das Zwickauer Kohlenrevier schließt sich ebenfalls eine blühende,
weitverzweigte Industrie. Sie ist schon alt, aber nicht in der heutigen Ge-
stalt. Den Ausgang bildete der Bergbau. Der Silberreichtum des Erz-
gebirges ließ selbst auf der Höhe Städte entstehen. Jetzt ist der Bergbau sehr
zurückgegangen, und die Bergstädte haben zu andern Erwerbszweigen
greifen müssen. Statt der einheimischen werden vorwiegend ausländische
Erze verarbeitet, daneben Baumwolle u. a. Rohstoffe. Als fertige Ware
gehen sie ins Ausland zurück. Erster Fabrikort ist C h e in 11 i tz.
Außer Metallverarbeitung und Weberei siud in Sachsen im Schwünge:
Spitzenklöppelu (Annaberg), Posamenten-, Bürsten- und Pinselmachen, Sticken,
Handschuhnäherei, Korb- und Strohflechterei, Anfertigung von Blech-, Holz- und
Spielwaren. In vielen Orten, namentlich auf den: Gebirge, sind keine Fabrik-
räume vorhanden. Die Waren werden in den Wohnungen hergestellt — Heim-
arbeit — und Frauen und Kinder arbeiten mit, um den geringen Verdienst etwas
zu erhöhen. Not und Krankheit sind der Heimattreuen Bevölkerung nicht fremd.