1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Geht es also den: Industriearbeiter gut, so macht der Bauer gute Geschäfte.
Einer ist auf den andern angewiesen. Zwar ist die Kopfzahl des Viehes gewachsen
und noch im Wachsen, doch hat sie mit der Volksvermehrung nicht Schritt gehalten.
Es kommen jetzt auf 100 Menschen in Deutschland 33 Rinder, d. i. 5 weniger als
vor 40 Jahren. Es ist nötig, Vieh, Fleisch, Geflügel, Eier usw. einzuführen. —
Rindvieh liefern uns Dänemark und Österreich-Ungarn; Schweine:
Mßland; Pferde: Belgien, Niederlande, Österreich-Ungarn, Dänemark,
Rußland.
Die deutsche Landwirtschaft kann aus ihre Erfolge in der Viehzucht stolz
sein. Immerhin müssen wir wünschen, daß der deutsche Bauer sich noch mehr
als bisher der Viehzucht, besonders auch der Haltung von Federvieh, der Ge-
winnung von Milch und Käse widmet, um in diesen Nahrungsmitteln Deutsch-
land vom Auslande unabhängiger zu machen.
8 30. Die Forstwirtschaft.
1. Der Waldbestand in Deutschland. In den Berichten der Römer
wird uns Deutschland als ein wasserreiches W a l d l a n d geschildert. Das
ist anders geworden. Die vielen Nanren mit den Zusanunensetzungen
-roden, -Hagen, -holz, -Wald, -loh reden von der Arbeit vergangener Jahr-
hunderte, Waldland in Acker umzuwandeln. Jetzt trägt nur noch V4 der
gesamten Bodenfläche Wald. Obenan stehen die Gebirge.
Viele drücken es schon durch ihren Namen aus. Suche sie auf! Die Be-
zeichnung Harz = Hardt, Spessart = Spechtshardt, Haarstrang = Hart-
strang geht auf Waldgebirge. Herrliche Waldungen tragen auch Taunus
und Hunsrück, in unserer Nähe Deister, Saupark, Süntel und Bückeberge.
Aber auch in der Tiefebene fehlen größere Wälder nicht. Die östl.
Provinzen sind damit besonders gesegnet.
Uber 3/4 alles Hochwaldes ist Nadelwald. Er bringt am schnellsten
Erträge. Der verbreitetste Baun: ist in der Tiefebene die genügsame Kiefer oder
Fuhre, im Gebirgslande die Fichte (Tanne). Der L a u b w a l d , der die höheren
Lagen der Gebirge meidet, hat vorwiegend B u ch e n bestände, kaum '/3 soviel
Eichwald.
2. Schul; und Pflege des Waldes. Der Staat hat die Aufsicht
über den Wald. Er sorgt dafür, daß die Ausrodungen nicht zu großen',Um-
fang annehmen und kahle Berge und für Ackerbau ungeeignete Flächen
bewaldet werden. Er selbst ist Besitzer großer Waldungen, der Staats-
oder fiskalischen For st en; V3 Wälder ist staatlich. Der Staat
hat auch die Ausbildung der Forstbeamten in die Hand genommen. Eine
Forstakademie, d. i. eine Schule für höhere Forstbeamte, ist in Münden.
3. Nutzen des Waldes. Der Wald liefert Holz. Das ist sein größter
Nutzen. In alter Zeit war das Holz noch viel wichtiger. Eine mittelalter-
liche Stadt war fast ganz aus Holz gebaut. Deshalb brannte sie auch so
häufig ab. Hausgeräte, Webestühle, Wagen, Brücken, Schiffe waren zum