1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
134
Haus: ein Karl, der aus dein Hause „zum Römer" oder „zum Falken" oder
„zum Hirschen" stammte, wurde ein Karl Römer, Falke oder Hirsch. Viele
Familiennamen stammen von den: Amt, Stand und Gewerbe des ur-
sprünglichen Trägers: Schäfer, Schneider, Schuster, Meyer, Müller,
Schulze usw., andere von zufälligen Körpereigenschaften eines Menschen:
so wurde ein Nikolaus mit rotem Haar „der rote Nikolaus" oder Nikolaus
Rote, ein Berthold mit schwarzem Haar „der schwarze Berthold" oder
Berthold Schwarz genannt. Wieder andere erhielten ihren Familiennamen
von ihrem Wappenzeichen: Wolf, Greif, Hahn u. s. f. Nicht selten wurde
der Vorname zum Familiennamen. Der Sohn des Peter z. B. hieß Peters
Sohn, zusammengezogen „Petersen", der des Heinrich Heinrichs Sohn —
Heinrichs oder Hinrichs u. a. m.
Die deutschen Ortsnamen entstanden wohl zumeist mit der
Besiedlung des Landes. Die erste Ansiedlung erhielt vielfach den Namen
des Ansiedlers, z. B. Harriehusen (Herrenhausen bei Hannover), Eildages-
husen (Eldagsen), Landringhusen, Hildeneshem (Hildesheim), Waltersdorf,
Wolfenbüttel usw. Wenn des Volkes in einer Markgenossenschaft zu viel
wurde, dann mußten einzelne oder auch ein ganzer Trupp im Walde eine
neue Siedlung anlegen. Diese trug in der Regel den Namen des Mutter-
ortes, dem ein „alt, neu, groß, klein, ober, nieder" vorgesetzt wurde, z. B.
Alten-, Nienhagen, Groß-, Kleinrhüden, Obern-, Niedernjesa u. a. Es wird
nunmehr leicht verständlich, weshalb eine so große Anzahl unserer Orts-
namen zusammengesetzte Hauptwörter sind. — Das Grundwort bezeichnet
einmal Naturdinge, wie Wald, Berg, Wasser, Quelle, Bach u. a.; das Be-
stimmungswort fügt den Namen von Göttern, Menschen, Tieren, Pflanzen
hinzu, die mit jenen in näherer Beziehung standen, so z. B. Odenwald
(= Wodans- oder Odinswald), Osterwald (— Wald der Göttin Ostara),
Teutoberg, Roßbach, Einbeck (Beck = Bach), Geisberg, Rosental, Solt-
wedel {= Salz — quelle). Weiter bezeichnet das Grundwort eine mensch-
liche Einrichtung oder ein Erzeugnis menschlicher Tätigkeit: Haus, Heim,
Burg, Dorf (torp, trop, trup, drup), Stadt (wiek), Rodung (rode), Brücke,
Bad, Feld u. s. f., die durch den Nanren des Urhebers oder der Stätte, wo
sie stattfand, näher bestimmt wurde, z. B. Hermannsburg, Harburg, Hemmen-
dorf, Eistrup, Bardowiek, Wunstorf, Walsrode, Osnabriick, Karlsbad,
Kohlenfeld u. a. m. Vielfach setzte man sonst ein treffendes Bestimmungs-
wort zum Grundwort, z. B. Warmbrunn, Fünfkirchen, Salzhemmendorf,
Dannenberg u. a. Biele unserer heutigen Ortsnamen sind mehr oder weniger
stark verändert, z. B. Hannover (ursprünglich Hon-over), Herrenhausen
(Harnehusen), Eldagsen (Eildageshusen), Braunschweig (Brunswiek),
Wunstorf (Wunherestorp) u. s. f. Von anderen verstehen wir die Bedeutung