1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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-Verehrung, der schamlosen Ausbeutung der Christenheit durch den Papst
und die höheren Geistlichen u. a. m. Ihre Predigt fand großen Beifall;
aber die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern haben sie nicht
zustande gebracht. Wiklif wurde von der Universität als Ketzer ausgestoßen,
und Hus in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
3. Di'. Martin Luther, a) Seine Jugend. Martin Luther
wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Sein Vater war ein
Bergmann, ernst, arm und ehrenfest. Nicht minder streng war seine Mutter.
Daher wurde Martin im Hause streng erzogen und bekam ein furchtsam
Gemüt. In der Schule zu Mansfeld, wohin Luthers Eltern bald nach seiner
Geburt übergesiedelt waren, wurde die Rute häufig und heftig geschwungen.
Auch Martin Luther, der doch geschickt und fleißig int Lernen loar, hat sie
oft genug kosten müssen. Später schickte ihn der Vater nach Magdeburg in
die Schule und schließlich nach Eisenach. An beiden Orten mußte Martin
sich sein täglich Brot durch Singen im Schülerchor in der Kirche und vor den
Häusern der Bürger verdienen, bis ihn die wohlhabende Frau Cotta in ihr
Haus aufnahm und ihn hielt wie ihren Sohn. Nun konnte er sorglos lernen.
Sein Vater hatte sich inzwischen zunr Besitzer von zwei Schmelzöfen herauf-
gearbeitet und beschloß, seinen Martin studieren zu lassen. Er schickte ihn
auf die Universität in Erfurt, wo Martin ein Rechtsgelehrter werden sollte,
obwohl er nicht große Lust dazu hatte. In der Bücherei der Universität fand
er eine Bibel, in welcher er mit Lust und Andacht las. Luther war ein frommer,
fleißiger und fröhlicher Student; aber die harte Zucht seiner Kinderjahre
hatten seiner Seele einen ernsten Zug eingeprägt. Schwere Krankheit
und der plötzliche Tod eines lieben Freundes legten ihn: die Frage nahe:
wie würde es dir ergehen, wenn du bitrcf) den Tod plötzlich vor Gott, den
strengen Richter, gestellt würdest? Dieser Gedanke machte ihn sehr unruhig.
Als er einst draußen von einem heftigen Gewitter überrascht wurde, rief er
in seiner Todesangst: „Hilf, liebe Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!"
Wenige Tage später begehrte und fand er Aufnahme inr Augustinerkloster
zu Erfurt.
b) Luther i rtt Kloster. Martin Luther ließ sichs blutsauer mit
feiner Möncherei werden. Im Kloster hatte er die niedrigsten Arbeiten zu
verrichten; nicht selten mußte er mit dem Bettelsack durch die Straßen von
Erfurt ziehen, um für das Kloster Gaben einzusammeln. Er fastete und
kasteite seinen Leib bis aufs äußerste. „Ist je ein Mönch gen Himmel kommen
durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein," so bnrfte er
später bekennen. Ein Trost war es für ihn, daß er im Kloster die h. Schrift
lesen und lernen durfte. Aber das alles gab seinen: geängstigten Herzen