1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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2. Friedrichs Sorge für Kunst und Wissenschaft. Infolge der
Prunk- und Prachtliebe Friedrichs und seines Hofes blühten die Seiden-
webereien, die Goldschmiedekunst, die Fabriken für Spiegel und Galanterie-
waren im Lande rasch auf. Um den Glanz seiner Residenz zu vermehren,
ließ er das herrliche Reiterstandbild des großen Kurfürsten von dem Meister
der Kunst, Andreas Schlüter, herstellen und auf der langen Brücke auf-
stellen. Auch berühmte Baumeister rief er nach Berlin, die das Schloß
prächtig vergrößern, das Zeughaus und seiner Gemahlin Sophie Charlotte
das Schloß Charlottenburg bauen mußten. Neben den Künstlern zog er
berühmte Gelehrte an seinen Hos, deren bekanntester der Philosoph Leibniz
war. Er hatte vorher am kurfürstlichen Hofe in Hannover gelebt und war
der Lehrer Sophie Charlottens gewesen. Sämtliche Gelehrte an Friedrichs
Hofe bildeten eine geschlossene Gesellschaft, die den Namen „Akademie der
Wissenschaften" führte. Dazu gründete er in Halle eine Universität, die
schnell berühmt wurde, nanrentlich durch den Professor A u g u st Her -
mann F r a n ck e.
3. August Hermann Franüe war Professor der Theologie, ein Mann
voll lebendigen Glaubens, der in der Liebe tätig war. Sein Unterricht und
seine Predigten erweckten breit und weit ein neues, frisches chnstliches
Leben, denn auf ein wahrhaft frommes Leben legte er den größten Nach-
druck. Darum nennt man ihn und seine Anhänger auch kurzweg „Pie-
tisten" (— Fromme). Er war ein wahrhafter Vater der Armen. In seinem
Hause hatte er eine Büchse aufgestellt, um Gaben für die Armen zu sammeln.
Einst fand er 7 Gulden drin. „Das ist ein ehrlich Kapital, davon muß man
etwas Rechtes stiften!" ries er voll Freude aus und beschloß, eine Armen-
schule zu gründen. Sofort ging er ans Werk. Die Schule gewann schnell
einen guten Ruf in Halle und viele vermögende Eltern baten Francke, er
möchte auch für ihre Kinder eine Schule einrichten. Nun gründete er das
„Pädagogium", in welchem Tausende von deutschen Knaben eine echt
christliche Bildung empfingen. Aus der Armenschule ist das große Hallesche
Waisenhaus geworden, das im Laufe der Zeit mehr als 7000 Waisenkinder
beherbergt und erzogen hat. Ferner hat Franke ein Krankenhaus, ein
Hospital für arme Witwen, ein Lehrerseminar, eine Töchterschule und die
berühmte Cansteinsche Bibelanstalt gegründet. Er starb 1729. Sein Leichen-
stein trägt die Inschrift: „Er vertraute Got t."
4. Kurfürst Friedrich Preußens erster König. Der Große Kurfürst
hatte seinem Sohne ein Reich hinterlassen, das weit größer war, als ein
Kurfürstentunr, dazu eine ansehnliche Kriegsmacht und hohen Ruhm.
Friedrichs Ehrgeiz dürstete darnach, den Glanz seines Hauses und seines