1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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einfach, streng und hart, ein Leben in ernster, rastloser Arbeit. „Der König
leitet alles einzig und allein. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, daß
e i n Mensch in der Welt so viele verschiedene Sachen in einem Tage er-
ledigen und selbst tun könne, wie dieser König täglich tut", so berichtete ein
fremder Gesandter an Friedrich Wilhelms Hof. So pflichttreu und rastlos
tätig wie er selber, so sollten auch seine Beamten arbeiten, obgleich sie nur
kärglich besoldet wurden. Und wo es einer daran fehlen ließ, da hals des
Königs Krückstock kräftigst nach, wie bei dem Torschreiber in Potsdam. So
erzog er seinem Lande eine tüchtige, pflichttreue Beamtenschaft. Daneben
verwandte er den größten Fleiß auf die Vermehrung und Vervollkommnung
seines Heeres. Seine „lieben blauen Kinder" nmßten zwar tüchtig exer-
zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige
Wunden geschlagen; aber andererseits sorgte der König doch auch wie ein
Vater für seine Soldaten. Besonders liebte er die „langen Kerls" von denen
er ein ganzes Regiment (die Potsdamer Riesengarde) hatte. Je größer ein
Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu
60 Mk. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders Fürst Leopold
von Dessau. Er führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock ein.
b) Wie der König sein Land wieder bevölkert. Von
den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen in Preußen noch Tausende
von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst. Dazrr hatte die Pest Ostpreußen
und Litauen fast ganz entvölkert. Dm galt es, die verlassenen Höfe wieder
zu besiedeln, die Gebäude meist von Grund auf neu aufzubauen, die wüst
liegenden Ländereien wieder urbar zu nrachen und zu beackern und in den
Städten Gewerbe und Handel neu zu beleben und zu fördern. Um das zu
erreichen, gab der sonst so sparsame König viele Millionen Taler mit offenen
Händen her. Er rief Zehntausende von Ansiedlern ins Reich, gab ihnen Land
und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bauholz, ja oft die nötigsten Lebens-
mittel dazu und erließ ihnen Abgaben und Steuern auf viele Jahre. In
Ostpreußen allein siedelte er mehr als 18 000 protestantische Salzburger
an, die von ihrem Bischof um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben
waren (s. Bd. 1 S. 112, 5). In Litauen wurden 12 Städte, 332 Dörfer
und 49 Domänen neu auf- und angebaut.
e) Wie er Landwirtschaft und Gewerbe fördert.
Seinen Domänen wandte Friedrich Wilhelm die höchste Sorgfalt zu; denn
sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh, Wolle usw. liefern,
sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Junge
Bauerntöchtern, die auf seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft
nach Holländer Art gut erlernt hatten, schenkte der König 24 Taler zum
Brautschatz. — Um die Gewerbetätigkeit in den Städten zu fördern, befahl